Schloßplatz: Kein Spielplatz für private Investoren

■ Stadtenwicklungssenator Strieder lehnt private Bauträger, Hotels und Kongreßzentrum ab. Stadt und Staat als Bauherren gefordert. Vorschlag: „Haus der Demokratie“ mit Länderzimmer

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) will die Zukunft des Schloßplatzes nicht privaten Investoren überlassen. Anstelle der anvisierten Pläne, die Mitte der Stadt mit Hotel- und Kongreßnutzungen zu gestalten, „verlangt der Ort nach einem öffentlichen, staatlichen und städtischen Bauherren“, sagte Strieder gestern. Ein Investorenauswahlverfahren mit anschließendem Architekenwettbewerb lehnte der Senator ab. Mit Bundesbauminister Franz Müntefering (SPD), so Strieder, sei er sich einig, daß über die Gestaltung des Schloßplatzes neu nachgedacht werden müsse. Mit dem Umzug der neuen Bundesregierung an die Spree stände das Areal wieder zur Diskussion.

Strieder stellt sich damit gegen die vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen und Baussenator Jürgen Klemann (beide CDU) vertretene Linie, den Schloßplatz nach den Plänen privater Bauträger zu entwickeln. Nach Ansicht Klemanns soll im Laufe der jetzt begonnenen Asbestsanierung des Palastes der Republik darüber beraten werden, ob das Stadtschloß wieder aufgebaut werden soll. Klemanns Baudirektorin Barbara Jakubeit plädiert für einen Architektenwettbewerb, in dem eine bauliche Kombination von Palast und Schloß ausgelotet werden soll. Außerdem favorisieren Diepgen und Klemann eine Nutzung des Ortes für Gastronomien, Kongresse und wissenschaftliche Einrichtungen.

Strieder sprach sich statt dessen dafür aus, vor jeder Planung – ob als Schloß oder als Neubau – erst einmal ein neues Nutzungskonzept vorzulegen. Die Geschichte des Ortes verlange nach Staat und Stadt als Bauherren und dürfe nicht „privater Gewinnorientierung“ überlassen bleiben, betonte der Senator. Unter Hinweis auf Vorschläge für ein Hotel und Kongreßzentrum sprach sich Strieder entschieden gegen einen „Ort der Exklusivität für die oberen Zehntausend“ aus.

Nach Ansicht des Stadtentwicklungssenators könne der Schloßplatz durch die Realisierung eines „Hauses der Demokratie“ am besten genutzt werden. Die Geschichte des Ortes, der mehr als 500 Jahre der baulichen Repräsentation des Staates gedient habe, verlange die Präsenz der Bundesländer und der wichtigsten gesellschaftlichen Gruppen wie Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmer- und Sportverbände.

In dem „Haus der Demokratie“ könnte sich unter anderem jedes Bundesland ein Zimmer einrichten, schlug Strieder vor. Zugleich würde man der Sorge entgegengetreten, wonach die sogenannte Berliner Republik zentralistischer werde als die Bonner Republik. Die Finanzierung eines solchen Projekts, sagte Joachim Günther, Sprecher im Hause des Stadtentwicklungssenators, müsse im öffentlichen Auftrag erfolgen. Als Geldgeber könnten etwa die Bundesländer und Verbände fungieren. Rolf Lautenschläger