Schweine mit Hoffnung: EU schränkt Doping ein

■ EU-Agrarminister verbieten vier der acht zugelassenen Antibiotika als Zusatz im Tierfutter

Berlin (taz) – Das Fleisch von Rindern, Schweinen und Geflügel soll für die KonsumentInnen in Europa etwas ungefährlicher werden. Ab 1.Januar 1999 sind vier der bisher acht zugelassenen Antibiotika in der Tiermast verboten – ihre Vorräte dürfen die Mastbetriebe allerdings noch bis zum 30. Juni aufbrauchen. Darauf einigten sich die EU-Agraminister am Montag nachmittag. Nur Belgien, Spanien und Portugal enthielten sich der Stimme.

Mit der Entscheidung reagierte die EU auf Forschungsergebnisse und Proteste von Umwelt- und Verbraucherschützern und Medizinern, die davor gewarnt hatten, daß die Antibiotika bei Menschen Krankheiten begünstigen. So erklärte etwa die Ärztekammer Berlin im Oktober, der zunehmende Einsatz der Antibiotika sei eine wesentliche Ursache dafür, daß immer mehr Krankheitserreger gegen Human-Antibiotika immun würden und die Therapien nicht mehr anschlügen. Immer häufiger kämen „multiresistente“ Erreger vor, gegen die gleich mehrere Human-Antibiotika wirkungslos seien. Im Sommer war in Dänemark eine Frau gestorben, weil ihr Körper wegen einer Immunität nicht auf die verabreichte Medizin reagiert hatte. Nach einer Studie der Erzeugergemeinschaft Neuland sind in Deutschland kaum noch antibiotikafreie Futtermittel im Handel.

Antibiotika werden in der Tiermast zur Wachstumsförderung eingesetzt, aber auch als Tiermedizin, um Epidemien in den Ställen der Massentierhaltung zu verhindern. Jedes Jahr werden nach EU- Angaben 1.600 Tonnen der Medizin dem Futter zugesetzt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat deshalb ein Förderprogramm für artgerechte Tierhaltung angemahnt, um durch eine streß- und krankheitsfreie Tierhaltung den Einsatz der Antibiotika zu mindern.

Verboten werden nun die Antibiotika Batricacinzinc, Spyramycin, Virginiamycin und Tylosinphosphate, weil bei ihnen nach Angaben des BUND-Landwirtschaftsexperten Andreas Krug, die „Kreuzresistenz“ mit Menschen nachgewiesen ist. Diese ist für die verbleibenden vier Medikamente bisher nicht bestätigt. Dennoch sollten „zum vorbeugenden Gesundheitsschutz endlich alle Antibiotika in der Tiermast verboten werden“, sagt Krug.

Dieses allgemeine Verbot müsse unter der deutschen EU- Ratspräsidentschaft vorangebracht werden. Das allerdings hat EU-Agrarkommissar Franz Fischler abgelehnt, weil er Klagen der Hersteller vor dem Europäischen Gerichtshof und der Welthandelsorganisation WTO fürchtet. Die Mittel müßten deshalb einzeln geprüft werden. Bernhard Pötter