Schwer auf Sponsorenfang

■ Immer mehr Alternativprojekte setzen auf Social Sponsoring: Jetzt erliegt auch das Frauentherapiezentrum dem neuen Bremer Mäzenen- und Patendrang

Wenn das staatliche Geld nicht mehr so fließt, müssen eben andere Gönner her: Seit einigen Monaten denken so immer mehr der rund 120 Alternativ-Projekte in der Stadt (siehe Kasten). Auch das Frauentherapiezentrum schwimmt jetzt auf der Social Sponsoring-Welle – seit die Stadt vor zwei Jahren jegliche Förderung einstellte. Das feministische Zentrum, das pro Jahr rund 1.500 Frauen berät sowie Therapien und Selbsthilfegruppen anbietet, hielt sich seitdem mit Spenden über Wasser. Jetzt hat das Zentrum eine Fachfrau engagiert, die ausschließlich für die Geldsuche da ist. Wir sprachen mit Heike Ritterbusch über ihre neue PatInnen-Kampagne, und wie man mit Spendenaufrufen und Social Sponsoring überleben kann.

taz: Sie sind jetzt im Frauentherapiezentrum die neue Zauberfee, die Geld heranschaffen soll?

Heike Ritterbusch, Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising beim Frauentherapiezentrum: Wir müssen neue Standbeine auftun und diese Suche auch professionalisieren. Ich soll mich jetzt ausschließlich darum kümmern, eine vollständige finanzielle Absicherung für das Frauentherapiezentrum zu erreichen.

Und da fangen Sie erstmal klein an und werben private Patinnen – während andere wie das Blaumeier-Atelier, aber auch das Kulturzentrum „belladonna“ richtig große Förderer aufgetan haben. Und sich an größere Unternehmen wie zum Beispiel Kraft Jacobs Suchard oder die Bremer Entsorgungsbetriebe gewagt haben?

Wir haben auch den Wunsch, eine langfristigere und umfangreichere Finanzierung zu organisieren. Die Patinnen sind erstmal dazu gedacht, für einzelne Klientinnen eine Beratung zu ermöglichen, die ein sehr geringes Einkommen haben. Wer will, kann als Pate die Kosten der Beratung zum Teil übernehmen. Aber langfristig bereite ich mich schon auf größere Projekte vor – zum Beispiel im Bereich der Wirtschaft.

Und wer sollte das Frauentherapiezentrum fördern? Sie können weder Theater noch Kultur vorweisen, sondern bieten im Randbereich der feministischen Therapie Beratungen an. Welches Unternehmen sollte sich davon einen positiven Imagetransfer erhoffen?

Ich gehe davon aus, daß schon Chancen bestehen. Es gibt ja zum Beispiel auch in Bremen Firmen, die von Frauen geleitet werden. Oder Firmen, die mittlerweile ein Prädikatssigel tragen, die sich zum Beispiel besonders durch Frauenförderpläne hervorgetan haben. Solche Firmen könnten wir gezielt ansprechen. Aber natürlich haben wir es als Frauentherapiezentrum schwerer als Theaterprojekte, die etwas für die Allgemeinheit anbieten können.

Warum sollten Unternehmen das Frauentherapiezentrum sponsern? Um zu zeigen, daß sie für die Gleichberechtigung eintreten?

Es geht ja darum, daß die Unternehmen etwas dafür tun, daß in Bremen ein wichtiger Bereich psychosozialer Versorgung auch abgedeckt bleibt. Sie könnten vielen Frauen direkt helfen. Wir könnten dann als Gegenleistung zum Beispiel unser Know-how auf dem Gebiet zum Thema sexueller Mißbrauch anbieten – und zum Beispiel Fortbildung und Beratung anbieten und da unser Arbeitsspektrum erweitern.

Könnten Sie sich vorstellen, daß Sie zum Beispiel von einer Eiskette gesponsert werden? In Berlin wurde so mal ein Mädchenhaus gefördert?

Ich glaube eher, daß es mehr Sinn macht, gezielt die Frauen in den Unternehmen anzusprechen, die für Frauenförderung zuständig sind. Dort könnten wir uns vorstellen und klarmachen, daß es wichtig ist, daß das Frauentherapiezentrum weiter existiert.

Und warum ist das wichtig? Schließlich fördert die Stadt sie nicht mehr, und es gibt mittlerweile auch niedergelassene Psychologinnen, die feministische Therapien anbieten?

Ein Grund ist, daß jede niedergelassene Psychologin relativ hohe Honorare nimmt, und das ist für Frauen mit geringem Einkommen schwierig aufzubringen. Die Beratungen bei uns werden kostengünstig angeboten. Und wir haben das Ziel, sie auch wie früher – bei noch existierender staatlicher Förderung – kostenlos anzubieten. Grundsätzlich soll das Frauentherapiezentrum offen für alle Frauen sein.

Aber generell sieht es ja so aus, als kämen sie auch ohne staatliches Geld klar. Es geht also auch anders?

Die Tatsache, daß der Senat das Geld gestrichen hat, heißt ja noch lange nicht, daß das Projekt nicht wichtig ist. Unser Anspruch ist, daß wir ein Projekt und keine Gemeinschaftspraxis sind. Die Arbeit, die dort geleistet wird, ist gesellschaftlich notwendige Arbeit und deshalb auch weiterhin als förderungswürdig anzusehen. Die Probleme, mit denen die Frauen zu uns kommen, sind nicht ausschließlich individuell verursacht, sondern auch gesellschaftlich bedingt. Das sieht man ja an den Themen sexuelle Gewalt oder sexueller Mißbrauch.

Fragen: Katja Ubben

Das Frauentherapiezentrum sitzt in der Humboldtstraße 88 und ist jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 sowie 16 bis 19 Uhr zu erreichen unter Tel.: 7 64 05.