Nachgefragt
: Brennt unter den Nägeln

■ Einschreibegebühren wurden vertagt / Ist das Problem damit vom Tisch?

Einschreibegebühren werden auch im nächsten Jahr an den Bremer Hochschulen nicht eingeführt. Der Motivationsgrund Nummer eins, um Studierende auf die Straße zu locken, ist damit vorerst weggebrochen. Ohnehin war die studentische Beteiligung an den Protesten am Dienstag in Bremen und Hannover eher gering. Die taz fragte Manni Jakobs aus dem Allgemeinen Studierenden Ausschuß (AStA) der Hochschule in der Bremer Neustadt, was in nächster Zeit von den StudierendenvertreterInnen Bremens zu erwarten ist.

taz: Die Einführung der Einschreibegebühren in Bremen wurde vertagt. Geben sich die Studierendenvertreter jetzt bis nächstes Jahr zufrieden, um dann wieder auf die Straße zu gehen?

Manni Jakobs, AStA der Hochschule: Auf keinen Fall. Das wird langfristig ein Thema bleiben. Unser Eindruck ist, daß man hier kurz vor der Wahl Scherereien aus dem Weg gehen und die Klage gegen Einschreibegebühren in Baden-Württemberg abwarten wollte. Wir finden es unbefriedigend, daß jetzt zur Deckung der 4,5 Millonen Mark, die von Einschreibegebühren erwartet wurden, Gelder aus dem Hochschulbau herangezogen wurden. Da hätte aus anderen Senatsressorts umgeschichtet werden müssen, können, sollen.

In Hannover sind am Dienstag gerade mal 2.000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Einschreibegebühren zu protestieren, in Bremen waren es um die 500. Sind weitere Proteste da nicht aussichtslos?

Proteste sind nicht aussichtslos. Wir haben doch letztes Jahr bei den Protesten gegen Einschreibegebühren gesehen: Unter dem Druck der Proteste hat die SPD-Bürgerschaftsfraktion nachgegeben. Sowas ist ja auch möglich. Die Beteiligung an den Aktionen ist bis jetzt noch unbefriedigend. Das ist eine Frage von Mobilisierung, da liegt die Verantwortung dann auch bei den Studierendenvertretern und -vertreterinnen vor Ort. Von Seiten der Hochschule war die Beteiligung gut, wenn auch nicht optimal. Wir haben einen überproportionalen Beitrag zu den Protesten am Dienstag geleistet.

Die Uni war kaum vertreten...

Die Uni war schwach vertreten, aber ich kann nicht für andere Studierendenvertretungen sprechen. Wo die Probleme an anderen Hochschulen liegen, darüber möchte ich hier nicht spekulieren.

Nur noch relativ wenige Menschen gehen wegen Gebühren auf die Straße. Ist das ein Zeichen dafür, daß in der überwiegenden Zahl der Fälle Mami und Papi die Gebühren zahlen, und ein Hunderter heute als nicht mehr besonders viel empfunden wird?

Eine gewisse Verdrossenheit ist sicher zu beobachten, weil viele denken: „Die da oben machen ja eh, was sie wollen.“ Sie sehen vielleicht eine relative Aussichtslosigkeit bei Protesten. Insgesamt, so ist jedenfalls die Wahrnehmung des Zentral-AStAs der Hochschule, brennt den Studierenden das schon unter den Nägeln. Niemand will diese hundert Mark bezahlen. Den Studierenden geht es nicht so gut, daß sie mal eben locker hundert Mark abnicken können. Jede Mark, die man uns zusätzlich abzieht, verstärkt den sozialen Numerus Clausus.

Fragen: cd