Braune Flecken getilgt

■ Faschismusforscher kritisieren Ausstellung über Geschichte des Humanistischen Verbands

„Kein Jenseits – kein Auferstehen“ – unter diesem Motto informiert noch bis zum 31. Januar eine Ausstellung im Prenzlauer Berg Museum über die Geschichte der freireligiösen Bewegung in Berlin, aus der 1993 der Humanistische Verband Deutschlands (HvD) hervorging.

Die Botschaft der Ausstellung ist eindeutig: Ob bei den Barrikadenkämpfen von 1848, während der Sozialistenverfolgung unter Bismarck oder in der DDR-Opposition: die Freireligösen standen immer auf seiten von Freiheit und Toleranz. 1934 wurden sie von den Nazis verboten. In der DDR wurde ihnen die Wiederzulassung versagt. Erst 1990 kamen sie bundesweit wieder zu ihrem Recht.

Doch das Berliner Institut für Faschismus-Forschung wirft den Ausstellungsmachern in einem offenen Brief Geschichtsfälschung vor. Die Liste der Vorwürfe ist lang: Die Nazizeit werde konsequent ausgeblendet. Weder die aktive Betätigung maßgeblicher ExponentInnen der Freireligiösen in der völkischen Bewegung und der NSDAP schon in den 20er Jahren noch die Anbiederung vieler Freireligiöser an die Nazis nach 1933 werde erwähnt. Das Verbot der Freireligiösen 1934 sei das Ergebnis von Machtkämpfen innerhalb der NSDAP gewesen. Außerdem sei das Verbot schon 1935 wieder rückgängig gemacht worden. Der Ausstellungskatalog führe im „Verzeichnis freigeistiger, humanistischer und religionskritischer Literatur“ unkommentiert die Schriften des rassistischen NSDAP-Chefideologen Houston Steward Chamberlain und des Altnazis Fritz Castagne auf.

„In diesem Punkt hat mich die Kritik sensibilisiert“, räumt Ausstellungsmacher Bernt Roder auf Nachfrage ein. Die Bücher würden aus der freigeistlichen Bibliothek entfernt. Ansonsten sei das Schreiben eine Auflistung historischer Fakten, die mit der Ausstellung wenig zu tun hätten. Morgen will er ab 9 Uhr im Museum Kritikern die Ausstellung erläutern.

Der Stellvertretende Vorsitzende des HvD, Werner Schultz, bezeichnet den offenen Brief als privaten Rachefeldzug einzelner Personen gegen den HvD. Der Verband sehe für eine Vergangenheitsaufarbeitung keinen Grund. Schließlich sei er schon immer antifaschistischen Grundsätzen verpflichtet gewesen, beteuert Schultz. Peter Nowak