Ist er der beste deutsche Stürmer?

■ Für Michael Preetz, Herthas Siegtorschützen über Freiburg, geht ein „rundum gutes 98“ zu Ende – in dem er sein Spiel deutlich optimiert hat

Berlin (taz) – Heute interessiert doch niemanden mehr, wie Herthas 1:0 genau zustande kam. Sagt jeder. Ist aber falsch! In Freiburg sitzen Volker Finke und sein Co- Trainer Achim Sarstedt immer noch vor dem Video. Und wenn man ihnen damit kommt, es hätten sich in dieser spielentscheidenden Szene am Dienstag „Extraqualitäten“ dreier Hertha-Spieler addiert, läuft ihnen die Galle über. „Quatsch, Extraqualitäten“, empört sich Sarstedt. Es handelte sich um ein Vergehen dreier SC-Profis, Finke nennt es „Aufnahmefehler“, als die sich allesamt links draußen zu Wosz orientierten, worauf der den Ball zu Thom bringen konnte und der da hin, wo das Tor fällt – zum Kollegen Preetz.

Für den war der Treffer (27.) schlicht „schön herausgespielt“. Nach Ende der Bundesliga-Vorrunde hat Michael Preetz damit 10 Tore erzielt, nur Juskowiak (11) hat eins mehr. Im Gegensatz zu den DFB-Kickern Marschall (2 von 9) und Kirsten (3 von 9) kommt er ohne Strafstöße aus. Weshalb ein Zahlenfixierter auf die Idee kommen könnte: Ist Preetz (30) der beste deutsche Stürmer?

Jedenfalls hat er nach 14 Toren in der Vorsaison seinen Torausstoß weiter optimiert, obwohl er wegen einer maladen Leiste zeitweise „nicht mal ordentlich aufs Tor schießen konnte“, wie Trainer Jürgen Röber enthüllte. Im Moment geht es ihm besser – weil eine sanfte alternative Behandlungsmethode namens Osteopathie „voll angeschlagen“ hat. Die in der Winterpause eingeplante Operation hat er abgesagt. Es läuft ihm einfach zu gut. Mit Wosz, Thom und Tretschok hat Hertha Substanz gewonnen und Preetz Leute, die nicht nur wissen, wie man ihn anspielen muß, sondern es auch noch können. Mit Reiss hat er jetzt vorn einen Kollegen, der ihn entlastet. Diese sichtbare „Weiterentwicklung“ (Preetz) hat Hertha inzwischen mit 29 Punkten auf Tabellenplatz 5 geführt. Wenn Preetz da nach Highlights 98 gefragt wird, kommt er richtig ins Grübeln. „Es gab so viele Highlights“, sagt er dann: „Es war ein richtig gutes 98 für mich.“

Könnte 99 noch besser werden? Preetz auch international Tore machen? Er hat nicht nur einen beachtlichen Torquotienten, seine bekannte Kopfballstärke und den linken Fuß, er hat auch Stärken ausgebaut in den Klinsmann-Bereichen des Jobs, der Ballsicherung, dem Ablegen. Torvorlagen liefert er kaum, einen Gegenspieler ausspielen kann er auch nicht. Aber das ist bei Kirsten und Bierhoff nicht anders. Und wie Finke lapidar sagte: „Uns fehlt das Tor.“ Hertha hatte Preetz. Und der traf den Ball auch noch „optimal“. Früher kullerte er ins Tor. Jetzt macht es richtig bumm. Peter Unfried