„Es wird automatisch eng“

■ Am Sonntag kehrt Benno Möhlmann zurück nach Hamburg

In Hamburg kennt Benno Möhlmann sich aus. Kein Wunder, von 1987 bis 1995 arbeitete der Münsterländer für den HSV, erst als Spieler, dann als Amateur-Trainer und zum Schluß als Coach der Profis. Sein Abgang war alles andere als erfreulich: Die Bild diffamierte ihn als „unfähigen Benno Bratwurst“ und schickte ein hämisches „Bye, bye, Benno“ hinterher. Jetzt kommt der 44jährige nach Hamburg zurück: Mit dem Zweitligisten Greuther Fürth spielt Möhlmann am Sonntag um 15 Uhr beim FC St. Pauli. Vor der letzten Begegnung des Jahres sprach die taz mit dem 255maligen Bundesligaakteur, der seit Oktober 1997 bei den Franken arbeitet.

taz: Herr Möhlmann, wie sehr liegt Ihnen die Zeit in Hamburg noch im Magen?

Benno Möhlmann: Das ist vorbei und irgendwo abgehakt. Ich habe hier vernünftige Arbeit geleistet und bewiesen, daß ich in der Ersten Liga zurechtkomme.

Das haben nicht alle so gesehen. Ihre Kritiker warfen Ihnen Inkompetenz vor.

Ich habe hier einige Sachen vor den Kopf bekommen. Ganz zum Schluß war es schon arg, was da ablief. Das letzte halbe Jahr hatte ich keine Chance mehr, da wurde alles nur noch negativ bewertet und systematisch mies gemacht. Heute weiß ich: Ich hätte früher Schluß machen sollen.

Dafür sind Sie derzeit so gefragt wie nie und zählen zu den üblichen Verdächtigen, wenn im Fußball-Oberhaus ein Trainer wackelt.

Das will ich weder bestätigen noch dementieren. Meinen Vertrag bis 2000 möchte ich schon erfüllen. Alles andere wäre nicht meine Art.

Wie sind Sie denn?

Ich bin jemand, dem der Zusammenhalt wichtig ist. Das ist bei der Spielvereinigung der Fall. Diese Saison konnte ich erstmals meine Vorstellungen einbringen. Nach dem Aufstieg war das Team ja im Hauruck-Verfahren zusammengestellt worden ...

... und beinahe gleich wieder abgestiegen.

Darum wollten wir uns im zweiten Jahr ja auch stabilisieren und möglichst schnell von der Abstiegszone weg. Das ist uns gelungen, insofern bin ich zufrieden.

Warum diese Einschränkung?

Weil es immer noch etwas zu verbessern gibt. Wir sind eindeutig zu ungefährlich. Vorige Saison haben wir nur 32 Tore geschossen, das reicht normalerweise nicht. Es ist besser geworden, aber die Ausbeute ist noch immer zu gering.

Was wünschen Sie sich noch?

Ich würde gerne einmal ein Spiel erleben, in dem ich die letzten zehn Minuten ganz in Ruhe verbringen kann. Fast immer war es sehr knapp, und wir mußten noch zittern. Aber in der Zweiten Liga sind alle Mannschaften konditionell und kämpferisch gut, da wird es fast automatisch sehr eng.

Sie stapeln ein bißchen tief, Ihre Mannschaft gehört immerhin zur Spitzengruppe. Reicht es am Ende für den Sprung nach ganz oben?

Wir haben eine ehrgeizige Vereinsführung, gehen aber kein finanzielles Risiko ein. Die Erste Liga streben wir mittelfristig an. Aber bei drei Aufsteigern kann es immer eine Überraschung geben.

Interview: Clemens Gerlach