Nachgefragt
: Neumeyer tritt doch nicht aus der CDU aus

■ Zu den CDU-internen Kritikern gehört die Frau des Fraktionsvorsitzenden

„Ich werde nicht austreten“, erklärte gestern Sylvia Neumeyer, die Frau des CDU-Fraktionsvorsitzenden, auf Nachfrage der taz. Auf einer parteiinternen Versammlung hatte sie vor einigen Tagen voller Wut das Wort „Austritt“ in den Mund genommen. Nach reiflicher Überlegung habe sie Abstand davon genommen, erklärte sie. Seit 16 Jahren sei sie überzeugtes CDU-Mitglied, über die Vorgänge in der Bremer CDU sei sie nach wie vor „voller Verärgerung“, wolle aber „jetzt erst recht“ mitmischen: „Ich bin in die CDU eingetreten, weil ich von den Grundsätzen überzeugt bin. Es geht für mich nicht um die CDU Bremen, sondern um die CDU insgesamt, und deshalb trete ich auch nicht aus der CDU aus.“

Was sie so verärgert? „Ich kann es nicht verknusen, wenn mit unlauteren Mitteln gearbeitet wird.“ Viel will sie dazu nicht sagen: „Was intern in der Partei passiert ist, das müssen wir intern diskutieren“. Zum Beispiel war sie eine der CDU-Delegierten, die am vergangenen Samstag am Ende der Kandidatenaufstellung zur Bürgerschaftswahl die Gesamtliste mit „Ja“ beschlossen haben. Aber das bedeutet keineswegs, daß sie der Liste in dieser Form inhaltlich ihre Zustimmung geben wollte. „Es wurde auf der Versammlung gesagt, es handelte sich um eine Abstimmung, die aus formaljuristischen Gründen notwendig ist.“ Nur deshalb sei das Votum einstimmig ausgefallen. Verärgert ist sie darüber, daß dann hinterher gesagt wird, die Delegierten seien alle einverstanden gewesen mit dieser Liste.

Verärgert ist sie auch über die Veröffentlichung im Weser Report vom Mittwoch. Unter der Überschrift „Jung, wild und ganz ohne Mumm“ sei dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Ronald-Mike Neumeyer da unterstellt worden, er habe nach dem Rücktritt von Finanzsenator Ulrich Nölle selbst Senator werden wollen. „Das ist eine Lüge“, sagt sie, die es wissen muß. Und auf sowas könne ein Journalist nicht selbst kommen, das müsse jemand ihm gezielt „gesteckt“ haben. Da auch von einem Telefongespräch zwischen Perschau und Neumeyer berichtet wurde, ist der Kreis der möglichen Informanten nicht allzu groß. Neumeyer wird als „einer der Köpfe“ der „Jungen Gruppe“ bezeichnet, und in dem „Leitartikel“ des Anzeigenblattes heißt es weiter, bei den „Jungen Wilden“ offenbare sich „nicht nur ein merkwürdiges Demokratieverständnis, sondern auch ein bedauerlicher Mangel an Zivilcourage“. Empört sich Sylvia Neumeyer: „Das ist Diffamierung von Menschen.“ Das sage sie nicht, weil sie die Frau des Fraktionsvorsitzenden ist – sie sei schon in der CDU engagiert gewesen, bevor sie ihren Mann kennenlernte, und in politischen Dingen habe sie durchaus auch mal eine ganz andere Auffassung als ihm lieb sei. Etwa zu den Primaten-Versuchen an der Uni, da sei sie ein „harter Gegner“ der auch von der CDU-Fraktion verantworteten Entscheidung.

Nun hofft sie, daß die CDU schnell wieder zu einer sachorientierten Arbeit zurückfindet und auch einen erfolgreichen „Wahlkampf für die Sache“ führen kann: „Trotz großer Verärgerung bleibe ich dabei, und ich werde weiterhin die Leute, die ich für wichtig halte, unterstützen.“ K.W.