Eine Bummelbahn über den Alexanderplatz

■ Nach fast 32 Jahren fährt heute erstmals wieder eine Straßenbahn durch die Ost-City

Es ist zwar eine Bummelbahn, aber dennoch die schnellere Alternative zum bisherigen Zustand: Heute wird die Straßenbahntrasse über den Alexanderplatz eröffnet. Damit fährt seit fast 32 Jahren erstmals wieder eine Tram über den Platz. Eineinhalb Jahre haben die Bauarbeiten für die 2,9 Kilometer lange Strecke vom Mollknoten bis zum Hackeschen Markt gedauert und insgesamt 68,5 Millionen Mark verschlungen – die teuerste Straßenbahn der Stadt.

Bislang mußten Tramfahrer am Rosa-Luxemburg-Platz in die U-Bahn umsteigen, um zum Alex zu kommen. Die Bahnen auf der neuen Trasse werden allerdings die langsamsten von Berlin sein. Da der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) die Bahn nicht vor dem Roten Rathaus haben wollte, fährt sie in vielen Kurven zum Hackeschen Markt. Den Alexanderplatz überqueren die Bahnen zwar im Zwei- Minuten-Takt, aber nur mit Schrittgeschwindigkeit, weil sie in der Fußgängerzone keine Vorfahrt vor den Passanten haben.

Der Autoverkehr wird durch die neue Trasse so wenig wie möglich behindert – auch wenn das auf Kosten der Schnelligkeit der Bahn und der Passanten geht. An Kreuzungen erhalten die Bahnen nur Vorrang, wenn sich nicht zu viele Autos vor den Ampeln stauen.

Der Radfahrstreifen auf der Spandauer Straße wurde zudem beseitigt und soll auf dem Gehweg angelegt werden, berichtete der Fußgängerschutzverein „Fuss“. Damit haben Fußgänger weniger Platz, und auch die Radfahrer leben wieder gefährlicher.

Ganz abgeschlossen sind die Bauarbeiten an der Tram noch nicht. Die Begrünung der Gleise sowie die Pflasterarbeiten will sich die Verkehrsverwaltung fürs Frühjahr aufheben. Bis dahin ist deshalb auch immer wieder mit Behinderungen zu rechnen. Für den Tram-Verkehr bringt das weiterhin Veränderungen mit sich: Von heute an fahren die Linien 5, 6, 15 und N92 über den Alex. Nach dem Ende der Umbauarbeiten im Sommer 1999 fahren dann auch die Linien 2, 3, 4 und N54 über den Alex, die Linie 6 dagegen wieder über die alte Strecke über Rosa-Luxemburg-Platz und Rosenthaler Platz zur Schwarzkopffstraße.

BVG und Verkehrsverwaltung rechnen mit etwa 108.000 Fahrgästen täglich am Alexanderplatz. Zum Umsteigen auf die Deutsche Bahn ist der Alex seit Anfang der Woche allerdings deutlich weniger attraktiv: Vier Regionalzüge halten jetzt nicht mehr dort, sondern an der Friedrichstraße. Jutta Wagemann

Mit einer Party feiert die BVG heute die Eröffnung: Gegen 13.30 Uhr wird ein Straßenbahnkorso am Alexanderplatz eintreffen.