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■ H.G. HolleinZuckersüß

Die Frau, mit der ich lebe, liebt die Abwechslung. Vor allem im Süßwarenbereich. Das hat – in einer langjährigen Beziehung wie der unseren – eine nicht unerhebliche Steigerung des Streßfaktors beim Einholen der alimentären Grundversorgung zur Folge. Ich hatte gehofft, daß ein aus England mitgebrachter Viereinhalb-Kilo-Balken Toblerone die Gefährtin für einige Zeit ruhigstellt, aber nach ein paar – zugegeben erbitterten – Beißversuchen blockiert das Trumm seit Wochen nur noch den Kühlschrank. Undank lauert aber auch in vermeintlich so harmlosen Mitbringseln wie einer Tüte Ingwer- Trüffel. „Schaff mir das aus den Augen“, wies mich die Gefährtin unlängst an und hielt mir mit einer Geste vorwurfsvoller Anmut die Schale entgegen, in der noch ein einsamer Trüffel frustriert herumkullerte. Ich wisse doch schließlich, daß sie unbedingt abnehmen müsse. Das muß sie zwar nicht, aber es macht mein Leben nicht einfacher, daß sich das Diät-Mousse der Firma Zott trotz gefährtinnenseitig reichlichen Zuspruchs offenbar am Markt nicht durchsetzen konnte. Der nicht stattgefundene Sommer bot immerhin den Vorwand, das eine oder andere Eis anzuschleppen, aber auch diese Warengruppe birgt ihre Fährnisse. So reagierte die Gefährtin leicht pikiert auf einen dargebotenen „Flutschfinger“, und ich mußte mir das bereits leicht angetaute Ding selber reinschieben. Auch die Riesentüte Speckgummi „Babsi-Soft“ verweigerte die Gefährtin mit dem nicht unzutreffenden Hinweis, der Verzehr lasse sie aussehen wie einen ballonaufblasenden Hamster, und das wolle ich ja wohl nicht. Vom Erwerb der Weingummi-Varietät „Schnuller bunt“ sehe ich daher in vorausblickender Konfliktvermeidung auch lieber ab. Aber Gott sei Dank ist bald Weihnachten, und zwischen Zimtsternen und Marzipankartoffeln laufe ich eigentlich nur noch Gefahr, das Zornpotential der Gefährtin durch eine eingeschmuggelte beinharte Printe zu aktivieren.

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