Als ginge es um sein Leben

■ Der Karen Carpenter Fanclub zeigt eine beklemmende Version von „Das Irrlicht“

Sein Name nimmt es vorweg. Alain Meurat heißt der Mann, zu deutsch: Alain Wirdsterben. Der Entschluß steht fest, doch noch einmal spricht er, als ginge es um sein Leben.

Der Roman Das Irrlicht von Drieu La Rochelle – der sich später selbst umbrachte – erzählt die quälende Geschichte dieses Mannes zwischen Alkoholexzessen und einer Entziehungskur. Götz Behnke, der mit dem Karen Carpenter Fan Club am Donnerstag im Fundbu-reau eine Bühnenfassung präsentierte, hat all das weggelassen: In dem Zwei-Personen-Stück von nur knapp 50 Minuten ist es nicht das Schicksal des Mannes, sondern der Selbstmord an sich, der ihn interessiert.

Das Publikum wird in eine Gruft, einen mit schwarzen Tüchern zu drangvoller Enge verhängten Vorstellungsraum geführt. Ein Vorhang aus Gaze trennt von der Bühne. Der Kunstgriff wäre nicht nötig gewesen, denn schon mit seinen ersten Worten erscheint Alain unerreichbar, gleichsam entrückt. Doch die Eindeutigkeit hat auch ihren Reiz: Wie auf einem grobkörnigen Fernsehschirm entspinnt sich Alains Monolog. Fiktive Dialoge sind es eigentlich, immer versucht er, mit jemandem zu sprechen. Mit dem Publikum, sich selbst, seiner Zigarettenschachtel. Mit der blonden, üppigen Frau auf der Bühne, die monoton die Tasten eines elektrischen Kinderklaviers drückt. „Du liebst doch das Leben“, spricht er sie an und bekommt keine Antwort. Denn sie ist das Leben, nur schon so fern.

Ramona Pertold verkörpert die rätselhafte Klavierspielerin mit stoischer Gelassenheit. Die schärfer nicht kontrastieren könnte mit der rastlosen Darstellung des Alain durch Thomas Roth. Bravourös erhält er trotz aller Stimmungswechsel stets eine unüberwindbare Distanz aufrecht, aus der das Stück seinen Reiz schöpft. Irgendwann werden dann ein paar Kinderphotos auf das Fliegengitter projiziert. Erinnerungen. Das Spiel ist aus. Ratlos sitzt man da und versucht sich zu erinnern, was zuletzt gesagt wurde, wie es dazu kam. Wie im wirklichen Leben. Sabine Claus

noch Sonntag, 21 Uhr, Fundbu-reau, Stresemannstraße 114