■ Spätkauf
: Schlüsselerlebnisse

Ich empfehle in diesem Jahr einen Ersatzschlüsselservice zu verschenken. Und das geht so: Heimlich entwendet man in der Adventszeit für wenige Stunden den Schlüsselbund des zu Beschenkenden und trägt ihn zu einem Mister Minit. Dort läßt man alle wichtigen Schlüssel des Geschenkempfängers duplizieren und trägt die Originale heimlich zurück an Ort und Stelle. Gut, zu Weihnachten ruft die Geschenkenthüllung selbst vielleicht noch nicht die ganz große Begeisterung hervor. Aber es kommt dann alles darauf an, das Präsent ordentlich anzupreisen. Man schildere in den kältesten Farbtönen die Möglichkeit des winterlichen Ausgeschlossenseins aus der warmen Wohnung oder den Verlust des Fahrradschlüssels in einem mörderischen Provinzvorort. Und Sie – das schenken Sie natürlich mit –, Sie haben all diese wichtigen Schlüssel sicher bei sich zu Hause verwahrt und versprechen nun also unterm Weihnachtsbaum, an jeden dieser möglichen Schlüsselverlustorte sogleich auf Zuruf anzureisen und den Beschenkten zu befreien. Ich verspreche, die Freude über dieses Geschenk wird, gerade unter den eher kopflosen Freundesteilen, die allergrößte sein. Oder Sie verschenken einen Schlips. Oder eine Grünpflanze. Volker Weidermann