■ Spätkauf
: Kuß des Mondes

Zur Verschönerung der Oswalt- Kolle-Oase – Sie erinnern sich, damit sind unsere Büroräume gemeint – wollte ich gestern „The Man in the Moon display from Studio 54“ ersteigern. Sie erinnern sich auch an dieses Teil, von dem ja erst kürzlich die Rede war. Sotheby's New York bot ihn sowie weitere „berühmte Ikonen aus dem berühmtesten aller 70er-Jahre- Nachtclubs, dem Studio 54“ zum Einstandspreis von 15.000 Dollar an. Technische Daten: 27 Glühbirnen gehen die Nase hoch, 25 befinden sich im Löffel. Sie leuchten nach Zufallsprinzip auf. Na ja, mangels Erfahrungen habe ich das telefonische Bieten nicht so ganz auf die Reihe gekriegt. So wird es wieder nichts mit der Clubkultur in der taz. Also bleibt es bei einem ganzen „Haus der Kunst“, mit 16 Sälen und 230 Kunstwerken.

Das Kunsthaus ist in ein Buch gepackt, das heuer mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 1998 in der Sparte Sachbuch ausgezeichnet wurde. Susanna Partschs imaginäres Museum für Kinder – mit Artefakten, angefangen bei der Höhlenmalerei bis hin zu Dan Flavins Leuchtstoffröhren – steht in der Nachfolge von Ernst H. Gombrichs berühmter „Geschichte der Kunst“, die ursprünglich ebenfalls für ein jugendliches Publikum geschrieben war. Partschs Band ist didaktischer angelegt, doch genau das macht ihn zu einem Nachschlagewerk für jedermann. Laufender Text, Fotos und Bildererklärungen sind großzügig über die Seiten angeordnet, dazu kommen Zusammenfassungen, jede Menge instruktive Karten, Baupläne und Begriffserklärungen, sei es zu „Archäologie“ wie zu „Kopie“. Am schönsten tritt die Orientierung auf Kinder und Jugendliche freilich bei der Bild- und Objektauswahl zutage. Leonardos und Duchamps Mona Lisa stehen da nebeneinander, und Dürers Selbstporträt folgt das von Timm Ulrichs „Ich kann keine Kunst mehr sehen“. Selbstverständlich ist auch Richard Hamiltons „Just what is it that makes todays homes so different, so appealing?“ vorhanden. Die Frage führt natürlich wieder zu dem uns entgangenen Mond zurück. Schnief. Brigitte Werneburg

Susanna Partsch: „Haus der Kunst“. Hanser Verlag, München 1997, 368 Seiten, 300 Abb., 68DM