Rosh: Museum kann Holocaust-Mahnmal ergänzen

■ Bundestagsdebatte soll an die vier Wettbewerbsentwürfe für ein Mahnmal anknüpfen

Berlin (taz) – Ein Holocaust- Museum kann das geplante Mahnmal in Berlin ergänzen, aber nicht ersetzen, erklärte gestern Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreises für die Errichtung eines Mahnmals. Rosh kam damit dem Kulturbeauftragten der Bundesregierung, Michael Naumann (SPD), entgegen. Er hatte Anfang der Woche vorgeschlagen, anstelle des Denkmals am Brandenburger Tor ein Dokumentationszentrum mit wechselnden Ausstellungen zu errichten.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit VertreterInnen aller im Bundestag vertretenen Parteien wandte sich Rosh aber entschieden gegen die Errichtung eines Museums auf dem Areal des Mahnmals. Es dürfe auch „kein Millimeter des Geländes verkauft werden“. Rosh, die zugleich stellvertretende Vorsitzende der Stiftung Deutsches Holocaust-Museum ist, nannte Berlin als bevorzugten Standort für ein solches Museum. Dadurch werde eine Vernetzung mit bereits bestehenden Gedenkstätten möglich. Als Alternative kämen aber auch Weimar oder Nürnberg in Frage.

Die Parteienvertreter von SPD, Grünen, CDU, FDP und PDS bekräftigten übereinstimmend, daß an der Idee eines Mahnmals festgehalten werden solle. Die frühere Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) und die frühere FDP- Bundestagsabgeordnete Ina Albowitz wiesen darauf hin, daß die Bundestagsdebatte an den noch nicht beendeten Künstlerwettbewerb anknüpfen müsse. Eine Entscheidung über die vier Entwürfe, die in der engeren Wahl sind, war im Sommer auf Eis gelegt worden.

Naumanns Vorschlag habe die Debatte in eine ganz andere Richtung gelenkt, so Süssmuth. Sie bemängelte, Naumanns Vorschlag enthalte nur „Elemente einer Konzeption“. Der bündnisgrüne Abgeordnete Volker Beck sprach ebenfalls von einer „nicht ausgereiften Idee“. Der Bundestag müsse nun die Arena der Auseinandersetzung eingrenzen. Das weitere Verfahren sehe vor, daß der Bundestag darüber entscheide, ob und wo ein Mahnmal für die ermordeten Juden Europas gebaut werde. Ein Gremium aus Parteienvertretern und den drei Auslobern (Bund, Land Berlin und Förderkreis) solle dann entscheiden, wie der Wettbewerb zum Abschluß gebracht werden könne.

Lea Rosh erklärte, der Förderverein habe seine Position mit dem US-Architekten Richard Eisenman abgestimmt, dessen Entwurf als Favorit gilt. Eisenman wird sich an diesem Wochenende mit Naumann treffen. Dorothee Winden