Süd-Korea versenkt Spionage-U-Boot

■ Nord-Korea verunsichert mit unzähligen militärischen Provokationen seine Nachbarn

Tokio (taz) – In den südkoreanischen Gewässern ist es gestern zu einem Feuergefecht zwischen einem nordkoreanischem U-Boot und der südkoreanischen Marine gekommen. Dabei wurde das U-Boot versenkt. Mindestens ein Besatzungsmitglied wurde getötet. Nach dem Zwischenfall versetzten Süd-Korea und Japan ihre Streitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft und suchten nach weiteren nordkoreanischen U-Booten.

Ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs bestätigte, daß zwei Kilometer von der im Süden gelegenen Hafenstadt Yosu entfernt am späten Donnerstag abend ein U-Boot gesichtet worden sei. Seoul habe daraufhin Spezialflugzeuge, Hubschrauber und Marineschiffe in die Region entsandt. Das nordkoreanische Boot habe die Flucht ergriffen und auf die südkoreanischen Truppen geschossen. Erst nach einer siebenstündigen Verfolgungsjagd sei es gelungen, das Boot zu versenken.

Die südkoreanische Regierung befürchtet, daß das U-Boot nordkoreanische Spione vor der Küste abgesetzt hat. Sie schickte deshalb Tausende Soldaten an die Südküste, um die vermuteten Eindringlinge zu suchen.

Der Zwischenfall ist der letzte einer Reihe von beunruhigenden nordkoreanischen Provokationen. Nur einen Tag vor dem Besuch von US-Präsident Bill Clinton am 20. November vertrieb die südkoreanische Marine mit Warnschüssen ein nordkoreanisches Spionageschiff. Ende August erschreckte Pjöngjang die Japaner mit dem Abschuß einer Rakete, die angeblich einen Satelliten ins All schoß. Nord-Korea bereitet gerade einen zweiten Raketenabschuß vor. Mit den USA liegt Pjöngjang im Streit um eine unterirdische Baustelle nördlich von Pjöngjang. Die USA vermuten, daß Nord-Korea Bauten im Zusammenhang mit einem geheimen Atomwaffenprogramm erstellt. André Kunz