Eltern mit Bescherung überfordert

■ Kinderschutzbund macht auf überhöhte Erwartungen aufmerksam

Hannover. Immer mehr Eltern sind mit der Bescherung ihrer Kinder zu Weihnachten überfordert. Darauf hat der Deutsche Kinderschutzbund jetzt hingewiesen. „Die meisten Mütter und Väter stehen hilflos vor dem Überangebot an Spielwaren, aber auch anderen Konsumgütern. Oft wissen sie auch nicht, was sie schenken sollen, weil ihre Kinder schon zuviel haben“, sagte der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, Walter Wilken, in Hannover. „Weniger ist oft mehr, der Ruf nach neuer Bescheidenheit ist hier durchaus berechtigt.“

Der klassische Wunschzettel sei zwar nach wie vor in Mode, machte der Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes klar. „Viele Eltern verzichten aber darauf, weil sie Enttäuschungen befürchten, die vielen Wünsche ihrer Kinder nicht realisieren zu können“, sagte Walter Wilken. Auch die Kleinsten wüßten heute schon genau, was der Markt biete. „Sie kennen die Computerspiele und die Markenklamotten und wissen, was sie wollen“, so Wilken. Die Möglichkeiten der Eltern, ihre Kinder hier zu beeinflussen, seien eher gering. „Die Meinung der Freunde und der Gleichaltrigen ist für die Mädchen und Jungen viel wichtiger als die der Erwachsenen.“

Eltern müßten ihren Kindern so früh wie möglich beibringen, mit dem Überangebot vernünftig und kritisch umzugehen, empfahl der Kinderschutzbund. „Das einzige, was wirklich hilft, ist gemeinsam ein Budget aufstellen und den Kindern erklären, wenn es die teuren Sportschuhe sein sollen, daß dann der Pullover oder das Skateboard nicht mehr drin sind.“ Wichtig sei aber auch, den Status der Kleinen als eigenständige Entscheider zu akzeptieren und sie zu kritischen Konsumenten zu erziehen.

Streit zum Weihnachtsfest ist nach Ansicht des Kinderschutzbundes in vielen Familien nach wie vor an der Tagesordnung. „Solcher Krach kann aber durch eine rechtzeitige Planung gemeinsam mit den Kindern vermieden werden“, betonte Geschäftsführer Wilken. Und auch dafür hat er ein paar Tips parat: Wichtig sei zum Beispiel, die Weihnachtsfeiertage nicht mit Terminen zu überschütten und den Kindern viel freie Zeit zu lassen. So ließen sich stressige Situationen sehr gut vermeiden.

Hauptursache für den familiären Zoff sind nach Ansicht Wilkens die überhöhten Erwartungen an das Christfest. „Weihnachten soll der große Rausreißer aus dem alltäglichen Streß sein, die Familie sitzt nett beieinander, alles ist perfekt und jeder freut sich über die Geschenke.“ Wenn diese Hoffnung sich nicht erfülle, komme es unter den Mitgliedern der Familie zu Gereiztheit und Streit. Dabei könne es auch verstärkt zu Gewaltanwendungen selbst bei nichtigen Anlässen kommen, warnt der Kinderschutzbund: „Enttäuschte Erwartungen, ein trinkender Vater, ein Kind, das wegen seines Geschenks nörgelt und eine Mutter, deren Gänsebraten anbrennt – das ist ein gewaltförderndes Milieu.“

dpa