Unterm Strich

Heute ist wieder einer dieser Naumann-Tage. Der Bundeskulturbeauftragte und der amerikanische Architekt Peter Eisenman haben über das Holocaust- Mahnmal gesprochen. Die Unterredung sei in konstruktiver Atmosphäre verlaufen. Über den Inhalt sei Vertraulichkeit vereinbart worden. In einem Interview hatte Naumann gesagt, er hoffe, daß in der ersten Jahreshälfte 1999 eine Entscheidung falle. „Wenn die Debatten aber länger anhalten, müssen wir das alle gemeinsam aushalten.“ Naumann erneuerte seine Ablehnung eines Mahnmals. „Ein solches Denkmal würde ungewollt das Schicksal der meisten Denkmale ereilen, nämlich Schlußstein zu sein für ein historisches Ereignis.“ Naumann warnte vor einer Verengung der Bundestagsdebatte über das Holocaust- Mahnmal. „Der Bundestag sollte sich sowohl mit den siegreichen Wettbewerbsmodellen als auch mit dem von mir vertretenen Vorschlag beschäftigen“ (siehe oben). Eine Debatte, die sein im Namen der Bundesregierung vorgestelltes Konzept eines Holocaust-Museums nicht berücksichtige, wäre gewiß das Ziel einiger Abgeordneter. „Mein Vorschlag ist der Gegenvorschlag der Bundesregierung. György Konrád und viele andere von Walter Jens bis Günter Grass unterstützen mich“, erklärte Naumann. Am Ende werde der Bundestagspräsident jene Modelle dem Parlament zur Entscheidung vorlegen, die er für die aussichtsreichsten halte.