Siemens und die Geldwäscher von Madrid

■ Madrider Konzernfiliale wollte angeblich Herkunft von Bestechungsgeldern vertuschen

Madrid (taz) – Die Siemens-Filiale in Madrid soll 1991 rund 26 Millionen Mark „gewaschen“ haben. Das berichtet die Zeitung El Pais unter Berufung auf die Ermittlungen des Schweizer Richters Paul Perraudin. Dabei sollen in D-Mark ausgestellte Schecks zu Lasten eines Kontos der Union de Banques Suisses in Genf gegen Bargeld getauscht worden sein. Unter den mutmaßlichen Geldwäschern befinden sich zwei ranghohe Mitglieder der Sozialistischen Partei PSOE: der ehemalige Direktor der paramilitärischen Polizeitruppe Guardia Civil, Luis Roldan, und der ehemalige Ministerpräsident der Regionalregierung von Navarra, Gabriel Urralburru. Gegen beide laufen mehrere Korruptionsverfahren. Roldan wurde bereits zu 28 Jahre Haft verurteilt. Perraudin stützt sich auf die Aussage des Treuhänders der spanischen Firma Patriot, David Sharp. Dieser will selbst 24 Schecks im Gesamtwert von 4,8 Millionen Mark eingetauscht haben. Die spanische Ermittlungsbehörden vermuten, daß Siemens mit den so erworbenen Peseten die von der sozialistischen Regierung für den Zuschlag beim Bau des Hochgeschwindigkeitszugs Madrid–Sevilla geforderten Schmiergelder beglich. Bereits im vergangenen Frühjahr wurde bekannt, daß Siemens vermutlich in Absprache mit der spanischen Regierung die Bestechungsgelder durch überhöhte Rechnungen zurückgeholt hat. Da die EU die Bahnstrecke mit 771,6 Millionen Ecu bezuschußt hat, ermittelt die europäische Antibetrugseinheit Uclaf wegen Subventionsbetrug. Reiner Wandler