Angriffe auf Ziele im Irak gestoppt

■ Clinton setzt auf neue Inspektionen der UNO

London/Bagdad (AP/taz) – Nach vier Tagen kam der Befehl: „Feuer einstellen!“ Am Samstag abend erklärten US-Präsident Bill Clinton und der britische Premierminister Tony Blair synchron die Luftangriffe auf Ziele im Irak für beendet. Was die Bomben und Marschflugkörper getroffen und welchen Schaden sie angerichtet haben, blieb unklar. Nach britischen Angaben sollen sie das irakische Rüstungsprogramm um Jahre zurückgeworfen haben. Vor allem der irakische Luftabwehrapparat und Raketenfabriken im Süden des Landes seien schwer beschädigt worden, sagte Blair.

Von irakische Seite gibt es keine konkreten Angaben über die Folgen der Bombardements. Vizepräsident Taha Jassin Ramadan erklärte lediglich, es seien zehnmal mehr Zivilisten als Soldaten getötet worden. Unabhängige Informationen über die Schäden gibt es nicht – und wird es wohl auch nicht geben. Denn Iraks Staatsführung erklärt inzwischen, sie werde keine Rüstungskontrollen der UN-Sonderkomission (Unscom) mehr zulassen. Damit ist eine Fortsetzung des Konflikts vorprogrammiert. Clinton drohte in einer Rede zur Beendigung der Angriffe mit neuen Attacken: „Falls es der Unscom nicht erlaubt ist, die Arbeit auf einer regulären Basis wiederaufzunehmen, werden wir wachsam bleiben und bereit, Gewalt anzuwenden.“

Blair sagte, die Angriffe hätten Iraks Staatschef Saddam Hussein deutlich geschwächt. „Seine Nachbarn, die Region und damit die Welt sind jetzt sicherer.“ Großbritannien wolle den Druck aufrechterhalten und einen weiteren Flugzeugträger in die Region entsenden. Clinton rief erneut zur Bildung einer neuen Regierung in Bagdad auf: Er werde „auf den Tag hinarbeiten, an dem der Irak eine Regierung hat, die in Frieden mit ihrem Volk und ihren Nachbarn leben will“. In einer Botschaft an die islamische Welt zum Ramadan versicherte Clinton, in dem Konflikt gehe es nicht um Religion. Die letzten Angriffe auf das Land erfolgten bereits nach Beginn des islamischen Fastenmonats am Samstag.

International wurde das Ende der Angriffe erleichtert zur Kenntnis genommen. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac erklärte, er sei „entzückt“. Rußlands Regierungschef Jewgeni Primakow sagte, er sei „zufrieden“, und warnte vor neuen Angriffen. Die Regierungen Japans und Australiens begrüßten das Ende der Bombardierungen, nannten sie jedoch „notwendig“. Und Bundeskanzler Gerhard Schröder ließ sein Wohlwollen als schriftliche Erklärung verbreiten. taud

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