Geschäft mit der Gefahr

Eine Postkarte mit brennender „Pallas“ sorgt auf Amrum für Wirbel: Kurverwaltung ruft zum Kaufboykott auf  ■ Von Margret Kiosz

Eine simple Postkarte sorgt zur Zeit auf der Nordseeinsel Amrum für gehörigen Wirbel. Der Grund: Die Karte zeigt das Wrack der brennenden „Pallas“ auf der Sandbank. Seit drei Wochen sind die „Pallas“- Postkarten im Handel. Seit drei Wochen wird auf der Insel kontrovers über das Für und Wider des Verkaufs diskutiert.

Jetzt hat sich auch die Kurverwaltung Sylt-Ost zu dem Thema geäußert und kritisiert, „daß ungeniert Geschäfte mit der Katastrophe gemacht werden“. Kurdirektor Peter Schnittgard rief gar zum Kaufboykott auf. Man könne nicht „erst über die Gefahren schimpfen und dann mit den Gefahren Geld verdienen“. Daß ausgerechnet ein Einheimischer die Karten auf den Markt gebracht hat, sei für ihn unverständlich, da Insulaner und Westküstenbewohner bislang doch den Gemeinschaftssinn im Kampf für einen besseren Nordsee- und Naturschutz in den Vordergrund gestellt hätten.

Amrums Buchhändler und Kleinverleger Jens Quedens, der die beiden „Pallas“-Karten, von denen er je 3000 Stück gedruckt hat, vertreibt, kann die Aufregung nicht verstehen: „Die Breitenwirkung einer Postkarte ist lächerlich im Vergleich zu dem, was Tageszeitungen bewirken“, meint der Kaufmann, der gleichzeitig Vorsitzender des örtlichen Heimat- und Naturschutzvereins ist. Ein Imageschaden gehe von seinen beiden Postkarten bestimmt nicht aus. „Den Profit haben die Hotels, Restaurants und die Presse während des Pallas-Dramas gemacht“, ist sich Quedens sicher und weist alle Vorwürfe der Geschäftemacherei mit der Katastrophe weit von sich: „Ich mache doch nichts ungesetzliches.“

Das werfen ihm seine Amrumer Kollegen im örtlichen Handels- und Gewerbeverein (HGV) auch gar nicht vor. „Trotzdem haben auf unsere Intervention hin alle Geschäfte auf der Insel die Karten aus dem Sortiment genommen“, erklärt HGV-Vorsitzender Matthias Theis. „Denn von den Pallas-Ansichtskarten wird ein falsches Signal in die Welt getragen.“ Wichtig sei es dagegen, daß Amrum nicht ständig mit der brennenden „Pallas“ in Verbindung gebracht werde, sondern mit seiner schönen Natur und den glücklicherweise sauberen Stränden.

Auch Kurausschußvorsitzender Benne Tadsen aus dem kleinen Friesenort Nebel hält das Postkartenangebot „für absolut überflüssig und geschmacklos“. Postkartenvertreiber Quedens läßt sich von diesen Argumenten nicht überzeugen: Die Karten bleiben in seinen Ständern, „weil die Kunden danach fragen“. Der Zeitpunkt für die Markteinführung vor drei Wochen sei genau richtig gewesen: „Da das Wrack in zwei Jahren nicht mehr zu sehen ist, muß ich die Karten jetzt anbieten.“