„Wer kann sich das wie leisten?“ –betr.: „Wir Möglichkeitsmenschen“ von Volker Weidermann, taz mag 19./20. 12. 98

Aus der Traumposition eines jeden Praktikanten als „Vertretungsredakteur“ heraus läßt sich fröhlich Mißstände besingen. Es ist beinahe schon ein Musterbeispiel, an dem man Ideologiekritik exerzieren könnte. Auf subjektive Merkmalszuschreibungen reduzierte Praktikantentypen (bei denen – wenn schon, dann denn schon – der Praktikumshäufer übrigens fehlt) verschleiern das allgemeine Problem, wie es überhaupt möglich ist, daß man schlußendlich doch noch Vertretungsredakteur oder ähnliches werden kann.

Simpel gefragt: Wer kann sich das wie leisten? Flüge ins Ausland der Karrierepraktikanten, die Pensionen der Panikpraktikanten (die dort dann ohne Zuspruch von John Goodman weinen müssen), die Reise nach Sibirien (um dort ungewaschene halbgare Ziegendärme zu essen – welche Yuccapalme war denn hier Geburtshelfer?).

Aus der Begegnung des rückgratlosen (siehe Ziegendärme), jeglicher Solidarität baren Praktikanten mit dem knechtenden Arbeitgeber erwächst der akademische Held, Phönix aus der Asche gleich, der bei Rotwein unter Stuckdecken philosophiert, angeregt auch durch das Knarren der Holzdielen im Buddenbrook-Haus. Sybille Schick (30), Bernd Remmele (31), Freiburg