■ Vorlauf
: Bescherung zum Nachspielen

„Single Bells“, 20.15 Uhr, ARD

Wie das mit dem „Fest der Liebe“ ausgeht, weiß eigentlich jedeR. Trotzdem wird es alle Jahre wieder beharrlichst versucht. Übermorgen zum Beispiel. Dazu zeigen die vielfach prämierten Schwarzenbergers aus Österreich (sie, Ulli: Buch; er, Xaver: Regie + Kamera) ihre Version – zum Üben oder Nachspielen, je nach individuellem Grad des grassierenden jingle bell syndroms (fortschreitende cerebrale Deformation durch stetiges Bebimmeltwerden).

Diesese Syndrom ereilt Martina Gedeck als Kati Treichl, nachdem der Chefin einer kleinen Werbeagentur zu all dem Gejingle eine frühere Kollegin hereinschneit, um ihr neues Baby vorzuzeigen, und eine andere gesteht, daß sie so was auch haben und deshalb bald kündigen will. Statt der Koffer für Mauritius zu packen, wo sie mit Freund Jonas eigentlich ausspannen wollte, streift sie – jinglebells, jinglebells – erst durch die Kinderabteilung im Kaufhaus, bricht dann den ultimativen Streit mit Jonas vom Zaun und flüchtet sich in den Schoß von Schwester Luises an und für sich hellsichtiger Familie.

Dort kommt es, vor allem dank der Großmütter, wie es kommen muß. Die eine, „Omama“ (Ingrid Konradi), übernimmt unbeirrbar Küchen- und Weihnachtsbaumregiment, ruft ihren zum Baudirektor ausgewachsenen Sohn Johannes beharrlich „Hansi“ und tut auch sonst alles, daß es „so wie früher“ wird. Die andere, Luiserls und Katis Mutter Lilibet (Johanna von Koczian), rollt unangemeldet in Nerz und BMW an, flötet „wie schön, daß die Familie wieder mal beisammen ist“ und macht sich die Hände zwar nicht schmutzig, füllt aber Enkeltöchterchen Sissi (6) großzügig mit Eierlikör ab. Daß der sich dann unterm Weihnachtsbaum seine Bahn bricht, bleibt nicht das einzige Schöne an der Bescherung – was Hausherrin Luiserl nicht so witzig findet, der weihnachtsungeübten Kati aber ein paar Lichter aufsteckt. Die reißt aus, zum Mauritius-Flieger – und noch 'ner Überraschung. Jinglebells! Ulla Küspert