Das Portrait
: Konservativer Mehrheitsmacher

■ Dennis Hastert

Weitgehend unbekannt ist der Republikaner aus Illinois, aber dafür ist er vor allem eines: skandalfrei. Damit besitzt J. Dennis Hastert die wichtigste Eigenschaft für das Amt des Sprechers. Seine Wahl am 5. Januar gilt als sicher. Für Ex-Sprecher Newt Gingrich ist er „der beste Kandidat von allen“.

Der ehemalige Lehrer und Restaurantbesitzer hat sich hochgedient. Er ist still und unauffällig, so daß ihn trotz seiner nunmehr sechsten Amtsperiode im Repräsentantenhaus nur wenige der Demokraten kennen: „Denny who?“ fragten sie. Nein, er habe nicht die Vision eines Gingrich, und sei auch kein Abgeordneter par excellence wie Livingston, hieß es gestern. Dafür aber führt er ein vorbildliches Familienleben: Der 56jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Nicht etwa, daß Hastert bei Livingstons Demission Amibitionen auf dessen Amt gehabt hätte. Im Gegenteil: „Es war ein Ruf, den ich nicht selbst angestrebt habe. Aber es ist eine Pflicht, die ich nicht ignorieren kann“, sagte Hastert. Als Sprecher des Hauses muß er Mehrheiten beschaffen, Kompromisse aushandeln. Kein leichtes Spiel, wo die Mehrheiten im Repräsentantenhaus dünn geworden sind.

Aber ist Hastert der „Brückenbauer“ den dieses Amt verlangt? Im Gegensatz zu Gingrich hat sein stilles Wesen einige Vorzüge: Er ist moderat, nicht aggressiv, hat keine ideologische Agenda, und ist daher vielleicht eher kompromißfähig. „Er kommt mit allen klar“, heißt es bei den Republikanern.

Der Demokrat Doug Maines hingegen, der vor zwei Jahren gegen Hastert um ein Abgeordnetenmandat kandidierte, hält Hastert für einen ziemlich rechten Zeitgenossen. Tatsächlich ist Hastert strikt gegen Abtreibung und Drogen, tritt für Steuersenkung und innere Sicherheit ein. Dennoch: Er war ein dealmaker in Sachen Gesundheitsreform und garantierte Arbeitnehmern, die ihren Job wechseln, ihre Krankenversicherung.

Warum aber fiel die Wahl auf Hastert? Es war Fraktionsführer Tom DeLay, der Hasterts Kandidatur durchsetzte. DeLay hätte die Wahl zum Sprecher nie gewinnen können, und die enge Freundschaft der beiden gibt selbst manchen Republikanern Anlaß zur Sorge. Sie fürchten, daß Hastert die Marionette DeLays würde, des „Hammers“, der für seine aggressive Parteidisziplinierung bekannt ist. Dorothee Krumpipe