Acht Jahre Haft für Mord an Ladenbesitzer

■ Zwei Jugendliche hatten 73jährigen Händler in Tante-Emma-Laden brutal erstochen

Hamburg (taz) Zu acht Jahren Jugendstrafe hat das Hamburger Landgericht gestern die beiden 16- und 17jährigen verurteilt, die Ende Juni den Lebensmittelhändler Willy Dabelstein ermordet hatten.

Sie waren zur Mittagszeit in dessen Tante-Emma-Laden im Hamburger Stadtteil Tonndorf gekommen. Während der eine 220 Mark aus der Kasse nahm, stach der andere mit dem Messer auf den 73jährigen Dabelstein ein. Für Mord lautet die Höchststrafe bei Jugendlichen zehn Jahre.

Christian L. und Patrick E. waren wenige Stunden nach der Tat festgenommen worden. Vor der Polizei gestanden sie den Mord. Am Vormittag hätten sie den kleinen Lebensmittelladen entdeckt und beschlossen, ihn zu überfallen. Zuvor hätten sie sich noch Strumpfhosen zum Maskieren gekauft. Dann hätten sie vereinbart, Geld zu klauen und den Kaufmann, sollte er sich wehren, „abzustechen“.

Patrick E. war auch vor Gericht im wesentlichen geständig, der Angeklagte Christian L. hingegen gestand die Tat nur teilweise. Eigentlich hätte über den Verlauf des Prozesses und das Urteil nichts an die Öffentlichkeit dringen dürfen. Da die beiden zur Tatzeit noch 16 Jahre alt waren, wurde der Prozeß unter Ausschluß der Öffentlichkeit verhandelt.

Denn bei der Bestrafung von 14- bis 18jährigen steht weniger die Abschreckung anderer Jugendlicher im Vordergrund als der Wunsch, erzieherisch auf den Täter einzuwirken. Das setzt voraus, daß der Angeklagte freimütig über sein Leben berichten kann. Und damit er das möglichst unbefangen tut, ist in Jugendverfahren die Öffentlichkeit ausgeschlossen. In diesem Fall jedoch gab das Gericht ausnahmsweise das Strafmaß bekannt, denn der Fall hatte im Sommer bundesweit für erhebliches Aufsehen gesorgt.

Die beiden Täter hatten in einer Einrichtung für straffällige Jugendliche gelebt, in der die Türen offenstanden – obwohl die beiden ihr Leben weniger mit Hausaufgaben als mit Diebstählen, Einbrüchen und anderen Straftaten verbracht hatten. Folglich machten etliche PolitikerInnen der Hansestadt die Wiedereinführung geschlossener Heime als wirksame Strategie gegen Jugendkriminalität aus. Darüber entbrannte im Sommer eine hitzige Debatte.

In der Folge wurde das Konzept zur Betreuung straffälliger Jugendlicher verschärft. Anfang November eröffnete der „Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung“ eine Einrichtung im Stadtteil Bergedorf, in der insgesamt acht Jugendliche leben und rund um die Uhr betreut werden. Eine zweite derartige Einrichtung soll Anfang kommenden Jahres eröffnet werden. Elke Spanner