Wahl der LehrerInnen
: Lehrer prüfen? Niemals

■ GEW-Gruppe weist Unterrichts-Test bei Lehrereinstellung empört zurück

Die GEW-Betriebsgruppe des Landesinstituts für Schule (LIS) begrüßt die Einstellung neuer LehrerInnen in Bremen zum 1.2.1999, kritisiert aber „das verschärfte Einstellungsverfahren“. Die Behörde plant, BewerberInnen nach einer ersten Vorauswahl eine Stunde in einer Klasse „zur Probe“ unterrichten zu lassen. Hinten im Klassenraum sollen zwei Schulleiter, ein für die betreffende Region zuständiger Oberschulrat und ein Personalratsvertreter sitzen. Nach der Probestunde wird dann ein Bericht verfaßt, die Behörde entscheidet letztlich über die Einstellung der einzelnen BewerberInnen.

Das sei eine „erneute Prüfung“, stellt die Betriebsgruppe der „Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) jetzt „mit Empörung“ fest. Das Verfahren stelle „die Arbeit ihres Ressorts und die der Kultusminister anderer Länder in Frage“, so die Kritik. Denn die LehrerInnenausbildung ende nicht mit dem 1. Staatsexamen der Universität, sondern erst nach dem Referendariat mit dem 2. Staatsexamen. Diese Qualifikations-Kontrolle sei senatorische Aufgabe. Die zusätzliche Prüfung bedeute „nicht mehr und nicht weniger als ein Mißtrauen gegenüber bremischen und anderen LehrerInnen-Ausbildungen“. Sachgerecht könne die Bewertung nach einer einzigen Prüfungsstunde auch nicht sein, und das aus drei Gründen: Erstens kann guter Unterricht erst erteilt werden, wenn Klasse und LehrerIn sich kennen. Zweitens kann eine fachlich gute Stunde nur im Kontext des Unterrichtsvorhabens bewertet werden. Und drittens können besondere Fähigkeiten der LehrerIn in der Förderung sozialer Kompetenzen der SchülerInnen nicht in einer Einzelstunde vor fremdem Lehrperson zum Ausdruck kommen. Die Prüfung würde also, so schließt die GEW-Betriebsgruppe, am ehesten bewerten können, „wer am besten Theater spielt“. Die möglichen Ergebnisse seien Zeit- und Kostenaufwand nicht wert.

„Wir setzen alles daran, die besten Lehrer zu bekommen“, sagt der Sprecher der Bildungssenatorin, Rainer Gausepohl, zu dieser Kritik. Die drei Argumente gegen eine einzelne Prüfungsstunde seien nicht falsch, würden aber deshalb nicht schon jedes Einstellungsgespräch überflüssig machen: Jeder Arbeitgeber gucke sich die Leute einmal an, bevor er sie einstelle, „ungewöhnlich ist es nur für Lehrer“.

Trotz allen Gemunkels über „Schulautonomie“ führt das neue Verfahren nicht dazu, daß die Schulleitung darüber entscheiden kann, wer das jeweilige Kollegium verstärken soll. Aber immerhin wird der Einfluß des Schulleiters indirekt verstärkt, da die Schulbehörde sich schwerer gegen eine eindeutige Empfehlung des „hospitierenden“ Teams, dem immerhin zwei Schulleiter angehören, entscheiden kann. K.W.