Babyspeckiges Heulsusengesicht mit langen Zöpfen und Trashfaktor

■ Wie Patrick Lindner, Arnold Schwarzenegger und Drew Barrymore einmal in einen Märchenfilm gerieten – eine wahre Cinderella-Story

Es war einmal ein armer, unbekannter Schauspieler. Er hieß Dougray Scott, lebte in einem fernen Land und wartete auf Rollen. Leider hatte er aber nicht viel Talent und sah außerdem aus wie Arnold Schwarzenegger ohne Muskeln. Eines Tages ließ nun ein böser Mann, der sich von seinen Freunden mit „Regisseur“ ansprechen ließ, den Schauspieler Dougray zu einem „Casting“ kommen. Dieser „Regisseur“ plante, das Märchen von Cinderella zu verfilmen. Das hatte zwar jemand anders schon mit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ kongenial getan, aber Andy Tennant, der Regisseur, wollte gerne viel Geld verdienen und hatte keine bessere Idee.

Der böse Andy ließ also den untalentierten Dougray „vorsprechen“, und Dougrays Frisur erinnerte Andy irgendwie an Patrick Lindner. Und weil er wußte, daß Arnold Schwarzenegger mit einer Patrick-Lindner-Frisur auf besonders dumme Untertanen eine unglaubliche Wirkung hat, sagte er zu seinem „Stab“: „Findet mir ein Mädchen, das zu Dougray paßt. Sie muß nicht schön sein, sollte aber ein Babyface und einen gewissen Trashfaktor haben.“

Der „Stab“ suchte sieben Tage und sieben Nächte, und am Morgen des achten Tages kamen sie mit einer Schauspielerin zurück, die allein 1982 mit „E.T.“ einen guten Film gedreht hatte: Drew Barrymore. Der böse Andy war begeistert. Er flocht Drew lange, lange Zöpfe rechts und links von ihrem babyspeckigen Heulsusengesicht ins Haar und wollte anfangen zu drehen.

Doch da fiel ihm plötzlich ein, daß im Märchen von Cinderella noch eine böse Stiefmutter vorkommt. Leider konnte ihm sein „Stab“ nur noch echte, gute Schauspieler vermitteln, denn die schlechten waren alle schon kellnern gegangen. Darum akzeptierte Andy seufzend Anjelica Huston als Cinderellas Stiefmutti und nahm gleich noch Richard O'Brian als Bösewicht und Jeanne Moreau als die alte Cinderella, die rückblickend erzählt, in Kauf. Regisseur Andy hatte nämlich in „Titanic“ gesehen, daß so ein Rückblick sehr erfolgreich sein kann.

Er hielt also Jeannes Part so kurz wie möglich, drehte schnell einen Film, in dem er das Märchen als wahre Geschichte präsentierte (er kannte keinen einzigen Trickspezialisten), und ließ Drew möglichst viel „mädchenuntypische Dinge“ machen wie lesen, frech sein und dem Prinzen Demokratie beibringen. Andy dachte, daß das die Zuschauerinnen von heute mögen.

Er packte auch noch ein paar wirklich lustige Gags in den Film, ließ alles von Flötengeigenmusik untermalen („Titanic“!) und hoffte auf Erfolg. Und wenn er nicht gestorben ist, dann hofft er noch heute. Jenni Zylka

„Auf immer und ewig“. Regie: Andy Tennant. Mit Drew Barrymore, Anjelica Houston u.a. USA 1998, 121 Min.