■ Cash & Crash
: Staubwolke in Sicht

Sie soll kommen, also kommt sie auch. Seit Tagen reden die Händler und Analysten an der Frankfurter Börse von der Jahresendrallye, dem jährlichen Anziehen der Börsenkurse vor den Feiertagen. Zwei Tage vor Weihnachten sahen sie schon die Staubwolke der ins Ziel rasenden Kurse. Bis 5.000 Punkte soll der Deutsche Aktienindex (Dax) noch in den vier Handelstagen bis Silvester erreichen. Bis gestern nachmittag war der Index immerhin bis auf 4.879,70 Punkte geklettert, nach 4.780,93 am Montag.

BMW und Volkswagen hatten die Rallye angestachelt. Seit Tagen kursieren Gerüchte auf dem Frankfurter Parkett und in den Händlerstuben, daß die beiden Autokonzerne fusionieren wollen. BMW dementierte dies nun gestern endlich, aber an Kursgewinnen von über vier Prozent änderte das nichts. Wenn VW nicht mit BMW, dann will VW vielleicht mit dem US-amerikanischen Autobauer Ford zusammengehen, und BMW könnte sich mit dem schwedischen Konzern Volvo liieren. Unabhängig von Fusionsgerüchten zogen aber auch Papiere aus der Chemie- und der Finanzbranche an.

Letztere gilt der US-Investmentbank Merrill Lynch als sichere Anlage für das kommende Jahr. Zumindest dann, wenn die Banken im Inland tätig sind und insofern keine Kreditausfälle in Krisenregionen zu befürchten haben. Als sichere Bank für Gewinne sehen die Investmentbanker auch Aktien von Konsumgüterherstellern. Denn selbst wenn die Weltwirtschaft 1999 nur um 1,25 Prozent wachse, müssen die Menschen weiterhin täglich essen, trinken und waschen. Der niederländische Massenkonsumgüterhersteller Unilever wurde daher besonders gut beurteilt.

Immerhin mit guten Gewinnaussichten beurteilt Merrill Lynch die Pharma- und Versorgerwerte. Anleger können seit Jahren eigentlich nichts falsch machen, wenn sie sich auf die Traditionspapiere eingelassen haben. Während unter den deutschen Stromversorgern nur RWE Vorzüge mit „Kaufen“ eingestuft wurden, sieht Merrill Lynch die spanische Endesa mit guten Gewinnen. Spanien berappelt sich offensichtlich wieder: Nach der Depression seit 1992 zieht auch die Aktie der Bank Argentaria wieder an. Sie hat die spanische Postbank übernommen und damit den größten Kundenstamm in Spanien. Argentaria werde mehr Kredite vergeben und dank Wirtschaftswachstum auch mehr Einlagen erhalten. ufo