Kommentar
: Privatisieren, ohne auszugrenzen

■ Görlitzer Park von Spaltung bedroht

Die Idee klingt intelligent. Die Sanierungsfirma Stattbau schlägt vor, den Görlitzer Park in Kreuzberg in die Hände von privaten Betreibern zu geben. Ein Zusammenschluß aus Kindergärten, Altenheimen und AnwohnerInnen soll das stark genutzte Erholungsareal in Ordnung halten und finanzieren.

Ein öffentlicher Raum würde damit der Öffentlichkeit in Gestalt konkreter Personen überantwortet. Die abstrakte Öffentlichkeit, das Bezirksamt, zöge sich zugunsten der BürgerInnen zurück – ist die Verwaltung doch offenbar nicht mehr in der Lage, das Funktionieren des Parks zu organisieren. Zwar gibt es nun einen tollen Brunnen aus kleinasiatischem Gestein, doch das Geld fürs Wasser sprudelt nicht aus den Kassen des Bezirks.

Der private Betrieb des Parks könnte dem Bezirk tatsächlich Geld ersparen. Vermutlich gelingt es einem Verein, ehrenamtliche Arbeit für die Pflege zu mobilisieren. Und auch die Akquise von Sponsorengeldern fällt engagierten Privaten leichter als dem Staat.

Die Idee freilich, Einnahmen zu erzielen, indem man Liegestühle vermietet, geht in die falsche Richtung. Niemand nämlich würde einen Liegestuhl entleihen, ohne die ruhige Ecke im Park gleich mitgeliefert zu bekommen. Dies läuft darauf hinaus, den Zugang zu bestimmten Gebieten zu reglementieren. Öffentlicher Raum würde tatsächlich in privaten verwandelt – was Bürgermeister Schulz heute mit dem Hinweis, er lehne Eintrittsgelder ab, weit von sich weist.

Hinter der Liegestuhl-Idee dürfte sich ein tieferliegendes Interesse verbergen. Deutsche AnwohnerInnen empfinden den Görlitzer Park als übervölkert und beschweren sich über Nebelschwaden, die aus Hunderten türkischer Grillfeuer aufsteigen. Zu vermuten ist deshalb, daß vor allem deutsche Familien Ansprüche auf die sauberen, gepflegten, aber auch kostenpflichtigen Teile der Erholungsfläche erheben würden.

Bislang ist es nicht vorgesehen, VertreterInnen der türkischen BewohnerInnen Kreuzbergs in den Betreiberverein einzubeziehen. Das ist unbedingt notwendig, um zu verhindern, daß die intelligente Privatisierung des Parks umschlägt in die Ausgrenzung eines Teils der tatsächlichen NutzerInnen. Hannes Koch