Das Portrait
: Ein Militär für die israelische Mitte

■ Amnon Lipkin-Schahak

Leicht wird es der neue Stern am politischen Himmel Israels nicht haben. Amnon Lipkin-Schahak will Kandidat für das Ministerpräsidentenamt bei den Neuwahlen im kommenden Jahr werden, als Chef einer neuen zentristischen Partei. Zwar liegt der der ehemalige Generalstabschef in Umfragen vor Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und dem Chef der Arbeitspartei Ehud Barak. Aber bisher hat er den Mund noch gar nicht aufgemacht. Politische Erfahrung muß er erst noch sammeln.

Niemand weiß bislang, wie Lipkin-Schahak zu einem israelischen Rückzug aus dem Südlibanon steht. Zum Wye- Abkommen mit den Palästinensern hat er sich noch nicht geäußert. Und aus dem innerisraelischen Streit zwischen Religiösen und Säkularen hat er sich ebenfalls herausgehalten. Nur als Linker wollte er sich nicht bezeichnen lassen, weshalb er allen Anwerbungsversuchen der Arbeitspartei widerstand.

Erst Weihnachten ist der 54jährige Zögling des ehemaligen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin offiziell aus der Armee ausgeschieden. Seine militärische Karriere zeichnet sich vor allem durch Operationen gegen die PLO aus. 1968 wurde er für seinen Mut in der Schlacht von Karameh ausgezeichnet. 1973 war er an einer Militäraktion in Beirut beteiligt, in deren Verlauf drei führende PLO-Funktionäre ermordet wurden. Neben anderen hohen Militärs leitete Lipkin-Schahak 1991, damals als stellvertretender Generalstabschef, die Operation Salomon, die Tausende äthiopische Juden nach Israel brachte. Rabin ernannte ihn dann 1995 zum 15. Generalstabschef der israelischen Armee.

Geboren wurde der Vater von fünf Kindern in Tel Aviv. Seine Frau, die damals als Militärkorrespondentin arbeitete, traf er während der Libanon-Invasion 1982. Akademisch brachte es Lipkin- Schahak zu einem B.A. in Geschichte.

Selbst wenn er als Ministerpräsident in direkter Wahl ins Amt gehievt würde, dürfte eine Regierungsbildung äußerst schwierig und kompliziert sein. Mehr als zehn bis zwölf Sitze werden der neuen Partei derzeit nicht zugetraut. In der höchst komplizierten Arithmetik der israelischen Politik reicht dies kaum aus, um eine stabile Regierung zu bilden. Bis zu den Wahlen zwischen Ende April und Anfang Juni könnte der neue Stern schneller verblassen, als er aufgestiegen ist. Georg Baltissen