Mit dem Künstler-Literaten-Stadtplan die Friedenauer Niedstraße entdecken

Wo hat eigentlich Fontane gewohnt? Eine Antwort auf diese im abgelaufenen Fontane-Jahr nicht unwichtige Frage gibt der in der Edition Gauglitz erschienene Künstler-Literaten-Stadtplan von Berlin. Mit diesem kann man sich sozusagen literarisch bewegen und Straßen und Plätze kennenlernen, von denen man vorher nie was gehört hat. Oder man frischt Wissen auf und wundert sich darüber, was für nicht unbedeutende Persönlichkeiten aus Kunst und Literatur wo und wie lange in Berlin gelebt haben, wo sie geboren oder begraben sind. Ein bißchen Spiel des Lebens also oder Trivial Pursuit: Schon mal was von der Niedstraße gehört? Die liegt in Friedenau und beherbergte von 1959 bis 1968 in der Hausnummer 14 Uwe Johnson. Aber nicht nur den: Auch den „naturalistischen Dramatiker“ Max Halbe, den Schriftsteller Günther Weisenborn, der hier bis zu seinem Tod 1969 lebte, oder auch Günter Grass.

Die Legende des Plans enthält nicht nur Adressen und ein Personenlexikon, sondern auch eine Rubrik mit durchnumerierten Schauplätzen und Ereignissen. Beispielsweise befand sich am heutigen Olof-Palme-Platz (direkt vor dem Zoo-Eingang) früher das Hotel Eden, in dem 1929 Ernest Hemingway wohnte und dessen Hotelbar bevorzugter Aufenthaltsort von Heinrich Mann oder Marlene Dietrich war.

„Ein optisches Geflecht“ möchte der Herausgeber dieses Stadtplans entstehen lassen, Fragen aufwerfen wie „Wo ballen sich die Eintragungen? Wer war wessen Nachbar?“ und das mit der Gewißheit, nicht vollständig und vor allem fast ausschließlich historisch zu sein. Fontane jedenfalls „wanderte“, er wohnte u.a. in der Breiten Straße und der Mittelstraße. Ein nicht ganz so „gut gehütetes Geheimnis“ übrigens ist der Berliner Wohnort von Botho Strauß geblieben, wie man der beliebten taz-Reihe „Meine Straße“ entnehmen konnte: Der stand nämlich nicht selten auf dem Balkon seines Hauses und guckte starr und mürrisch auf die Keithstraße in Schöneberg.

Der Plan ist bei der Edition Gauglitz, Kottbusser Damm 70, Tel. 69508300, erhältlich. Im selben Verlag in ähnlicher Ausstattung: „Wenn Mauern reden könnten. Menschen und Orte, die in Berlin Geschichte machten“. gb