Sihanouk ist für Tribunal

■ Kambodschas König spricht sich gegen Straffreiheit für Führer der Roten Khmer aus

Phnom Penh (AP/taz) – Der kambodschanische König Norodom Sihanouk lehnt eine Amnestie für die übergelaufenen Rote- Khmer-Führer Khieu Samphan und Nuon Chea ab. Sihanouk befürwortete gestern in einer von seinem Palast herausgegebenen Erklärung einen Prozeß vor einem internationalen Gericht. Eine Möglichkeit, seinen Willen gegen Ministerpräsident Hun Sen durchzusetzen, der den beiden Straffreiheit zusicherte, hat er aber nicht.

Sihanouk erklärte, angesichts der Unzufriedenheit mit der Amnestie in der Bevölkerung werde er Führer der Roten Khmer nicht begnadigen. Die Äußerung bezog sich darauf, daß er vor zwei Jahren auf Drängen der Regierung Ieng Sary, den Ex-Außenminister der Roten Khmer, begnadigte. Dieser lief mit Tausenden Kämpfern zur Regierung über und läutete das Ende der Roten Khmer ein.

Hun Sens Entscheidung, Khieu Samphan und Nuon Chea Straffreiheit zu gewähren, wird im In- und Ausland kritisiert. Seine Anordnungen haben aber praktisch Gesetzeskraft. Sihanouks Entscheidung, die beiden nicht zu amnestieren, nimmt Hun Sens Straffreiheit aber die Legitimität, auch wenn die Frage der Amnestie juristisch irrelevant ist, solange es keinen Prozeß gibt. „Von jetzt an liegt die ganze Verantwortung für die Behandlung dieser unglücklichen und dramatischen Angelegenheit bei Hun Sen“, so der König.

Das Regime der Roten Khmer 1975 bis 1979 forderte in Kambodscha bis zu zwei Millionen Todesopfer. Sihanouk hatte sich 1970 mit den Roten Khmer verbündet, nachdem er durch einen Putsch gestürzt worden war. Während der Herrschaft der Roten Khmer unter Pol Pot stand er formal an der Staatsspitze, de facto aber unter Hausarrest und verlor sechs seiner vierzehn Kinder. Von 1979 bis 1991 kämpfte er gemeinsam mit den Roten Khmer gegen die Vietnamesen, die das Pol-Pot-Regime 1979 besiegt hatten. han