Angst vor dem grünen Terminator

In Indien formiert sich Widerstand gegen den US-Gentech-Konzern Monsanto. Bauern fürchten, beim Anbau von Gen-Pflanzen für jede Saat extra bezahlen zu müssen  ■ Von Wolfgang Löhr

Die Politik des US-Gentechnik- Konzerns Monsanto in Indien stößt zunehmend auf Protest. Wütende Bauern haben jetzt im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh ein Monsanto-Versuchsfeld verwüstet und die genmanipulierten Baumwollpflanzen verbrannt. Anfang Dezember schon hatten Bauern ein Monsanto-Büro in Hyderabad, der Hauptstadt von Andhra Pradesh, gestürmt. Auch im Bundesstaat Karnataka gab es Proteste gegen Freisetzungsversuche des US-Konzerns, wo ebenfalls Gentech-Pflanzen verbrannt wurden.

Die südindischen Bauern befürchten vor allem, daß Monsanto auf den Versuchsäckern eine neue Generation von genmanipulierten Pflanzen ausprobiert: die sogenannten Terminatorpflanzen, die zwar Frucht tragen, aber nicht mehr vermehrungsfähig sind. Die Bauern wären so gezwungen, jedesmal neues Saatgut zu kaufen. Professor M. D. Najundaswamy, der Führer der Bauernvereinigung Karnataka, beschuldigte den Gentech-Konzern zudem, die Gentech-Pflanzen ohne Genehmigung ausgebracht zu haben. In Andhra Pradesh untersagte das Agrarministerium Monsanto die Weiterführung des Tests. Auf Geheiß der Regierung des Bundesstaates mußten an den übrigen sechs Standorten in dem südindischen Bundesstaat die Pflanzen herausgerissen und vernichtet werden. Nach Auskunft der international bekannten Gentech-Kritikerin Vandana Shiva soll die Kampagne gegen Monsanto „in den nächsten Monaten noch verstärkt werden“. Monsanto dagegen versichert ebenso wie Manju Sharma vom indischen Department für Biotechnologie, daß in Indien keine Terminatorpflanzen zum Einsatz kämen.

Doch den Bauern geht es nicht allein um die Terminatortechnologie. Sie wehren sich auch gegen die genmanipulierten Baumwollpflanzen, die in den USA, Australien, Mexiko und China bereits unter dem Namen „Bollgard“ vermarktet und großflächig angebaut werden. In das Bollgard-Saatgut haben die Monsanto-Forscher ein Gen des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) eingeschleust. Dank diese Gens produzieren die Baumwollpflanzen einen Giftstoff, der die Larven des Eulenfalters tötet. Nach Angaben von Monsanto könne so ein Teil der sonst notwendigen Insektizide eingespart werden. Gerade den Bauern in den südindischen Anbaugebieten für Baumwolle könnte das Bollgard- Saatgut von großem Nutzen sein. Große Teile der indischen Baumwollernte war in den letzten Jahren durch Insektenbefall vernichtet worden. Der Nutzen von Bollgard könne jedoch den Schaden, den diese Pflanzen anrichten, nicht ausgleichen, meint der Gewerkschaftsführer M. D. Najundaswamy. So wird auch von Forschern in den Industrienationen befürchtet, daß bei einem großflächigen Anbau von Bt-Pflanzen sehr schnell Resistenzen bei den Insekten auftauchen werden.