Frankreichs Superphénix hat ausgebrütet

■ Endgültiges Aus für Schnellen Brüter in Malville. Abriß wird drei Milliarden Mark kosten

Paris (AFP) – Frankreich hat das Aus für den umstrittenen Schnellen Brüter Superphénix besiegelt. Im Staatsanzeiger wurde am Donnerstag ein entsprechender Erlaß von Premierminister Lionel Jospin veröffentlicht. Den Grundsatzbeschluß für die endgültige Abschaltung der Atomanlage in Creys-Malville nahe der Schweizer Grenze hatte die französische Linksregierung bereits im Februar des vergangenen Jahres gefaßt.

Im kommenden Frühjahr soll in dem Reaktor damit begonnen werden, die Brennstäbe und das Kühlsystem zu entfernen. Der Abriß soll dann im Jahr 2005 erfolgen. Die Gesamtkosten werden von der Regierung auf mehr als 1,6 Milliarden Euro (rund 3,2 Milliarden Mark) beziffert. An der Atomkraft will Frankreich aber unvermindert festhalten. In Europas Atomnation Nummer eins gibt es gegenwärtig 57 AKW, die fast vier Fünftel des französischen Strombedarfs liefern.

Der Schnelle Brüter Superphénix, bei dem Spaltmaterial in wiederverwertbares Plutonium verwandelt wird, war 1986 in Betrieb genommen worden. Wegen einer langen Serie von Pannen funktionierte der 1300 Megawatt Strom liefernde Reaktor jedoch nur neuneinhalb Monate bei voller Leistung. Umweltschützer kritisierten zudem die hohen Risiken der Brütertechnologie. In der Region von Creys-Malville gibt es Widerstand gegen die Schließung, durch die bis zu 3.000 Arbeitsplätze bedroht sind. Für die Förderung des Standorts will die Regierung daher 15 Millionen Euro (30 Millionen Mark) bereitstellen.