Kommentar
: Frauen sind Spitze

■ Aber nicht in Spitzenpositionen

Die Luft für Männer in den Berliner Verwaltungen wird dünn. Immer mehr Frauen machen ihnen die Posten streitig. Und das Überraschende daran: Das erreichen sie, zumindest in der Innverwaltung, ohne irgendeine Frauenquote. Ganz allein mit besseren Qualifikationen als die Männer. Das ist zumindest der Einstellungsbilanz für Nachwuchskräfte für das vergangene Jahr zu entnehmen, die Innensenator Eckart Werthebach (CDU) gestern vorlegte.

Natürlich schreibt er darin nicht, daß Frauen eben doch die besseren Männer sind. Doch immerhin kommt er dem sehr nahe, indem er erklärt: „Die Erfahrungen zeigen, daß Frauen bei den Auswahlverfahren aufgrund der oftmals höheren Qualifikation besser abschneiden.“ Stolz verweist er auf den 74prozentigen Frauenanteil bei Neueinstellungen in seiner eigenen Behörde. „Das ist Ausdruck der Qualifikation des Bewerberkreises“, gibt Werthebach unumwunden zu. Der Innensenator sieht eine Frauenarmada herannahen: „Unmittelbar bewirkt der hohe Frauenanteil bei den Nachwuchskräften, insbesondere bei der Laufbahn des höheren Dienstes, daß in absehbarer Zeit hinreichend viele qualifizierte Bewerberinnen für Spitzenpositionen zur Verfügung stehen.“

Was auf den ersten Blick auf interessante Entwicklungen hoffen läßt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als vorgezogenes Frauentagsgeplänkel. Denn auch Werthebach weiß, daß „der Anteil von Frauen an Spitzenpositionen in der Verwaltung noch immer zu klein ist“. Woran das liegt, vermag er jedoch nicht zu sagen. An der Innenverwaltung auf keinen Fall. „Hierauf hat die Innenverwaltung keinen unmittelbaren Einfluß“, beeilt sich Werthebach zu erklären, „da die Personalhoheit jeweils bei den einzelnen Senatsverwaltungen und den Bezirken liegt“.

Ja woran liegt's denn dann, daß so wenige Frauen in Führungspositionen sitzen? Zu dumm können sie nicht sein, das wissen wir jetzt. Vielleicht hat ja Werthebach das in seiner Einstellungsbilanz konstatierte „erhebliche Übergewicht an weiblichen Berufseinsteigern“ auf deren Körpergewicht bezogen. Dann wäre er allerdings als Innensenator mehr als unterqualifiziert. Barbara Bollwahn de Paez Casanova

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