Millionen für Öko-Modellprojekt

■ Das neue Umwelt- und Naturschutzzentrum Multimar an der Westküste erhält noch mehr Geld vom Bundesumweltminister

Wenn er sich nicht gerade mit Kanzler und Konzernen über den Atomausstieg kracht, greift Jürgen Trittin schon mal tief in die Tasche. Weitere 1,3 Millionen Mark rückt der grüne Bundesumweltminister zu Gunsten des geplanten Bildungs- und Forschungszentrums für Naturschutz „Multimar Wattforum“ in Tönning (Kreis Nordfriesland) heraus. Das teilten Trittin und sein schleswig-holsteinischer Amtskollege und Parteifreund Rainder Steenblock gestern mit.

Das gesamte Projekt wird etwa 17,5 Millionen Mark kosten. Der Bund hat bisher über sieben Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Von Schleswig-Holstein kamen 4,7 Millionen Mark. An der Finanzierung beteiligen sich außerdem die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, der Kreis Nordfriesland und die Stadt Tönning.

Das Forum ist als schleswig-holsteinisches Modellprojekt für die Themen „Umwelt“ und „Wissen“ auf der Expo 2000 in Hannover anerkannt. Es soll im Sommer dieses Jahres eröffnet werden und ein qualitativ hochwertiges Informations- und Bildungsangebot über den Lebensraum Wattenmeer gewährleisten. Das Multimar-Wattforum werde beweisen, so Steenblock, „daß Ökonomie und Ökologie an der Westküste sehr gut zusammenpassen“. Es solle nicht nur der langfristigen ökologischen Beobachtung dienen, sondern auch eine Attraktion für Touristen sein.

17 Institutionen aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden werden sämtliche verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse und Daten nach Tönning übermitteln. Dort werden die Informationen dem Publikum mittels neuartiger Computer- und Medientechnologie präsentiert.

Durch gezielte Veränderungen der Raumdimensionen soll es für BesucherInnen zum Beispiel möglich sein, sich selbst in die Perspektive eines Mikroorganismus im Wattboden zu versetzen, um natürliche oder menschengemachte Veränderungen der Lebensumwelt nachzuvollziehen. Dabei lassen sich durch Verknüpfung einzelner Phänome wie Anstieg des Meeresspiegels, Sedimentverlagerungen oder Ölverschmutzungen Zusammenhänge herstellen und „zu Wirkungsketten verbinden“.

Die BesucherInnen des „Wissensparks Wattenmeer“ sollen so in die Lage versetzt werden, besonders an kleinen Ökosystemen Wechselwirkungen und Konsequenzen verschiedener Ereignisse zu beobachten und zu erleben.

Daneben werden die WissenschaftlerInnen des „Multimar“ in mehreren Langzeitprogrammen die Umweltbeobachtung und -überwachung im schleswig-holsteinischen Wattenmeer übernehmen und Lösungen für ökologische Probleme erarbeiten.

Sven-Michael Veit