Eßgestört
: Es gibt kaum Hilfe

■ Erstmal „nur“ Gedichte gegen Sucht

Sina Reinarz ist 20 Jahre alt und eine von schätzungsweise 500 eßgestörten Mädchen in Bremen. Sie alle eint das gleiche Problem: In Bremen überhaupt Hilfe zu finden. In der Hansestadt fehlt bislang eine zentrale Beratungsstelle für Mädchen in Not. Die 20jährige hatte Glück und traf auf die „Suchtprävention Bremen“ – eine allgemeine Beratungstelle, die das Landesinstitut für Schule aufgebaut hat.

Dort war Suchtberaterin Margrit Hasselmann begeistert von Sinas Gedichten. Gemeinsam gingen beide daran, den Band „... denn reden kann ich nicht“ zu veröffentlichen. Jetzt wird er in Schulen verteilt – „um anderen Mädchen eine erste Hilfe zu geben“, erklärt Margret Hasselmann.

Denn neben der Suchtprävention mit zwei Beratern und dem „Frauentherapiezentrum“ mit zwei TherapeutInnen finden sich in ganz Bremen nur noch ein paar Mädchentreffs, die Gruppen für eßgestörte Mädchen organisieren. „Aber wer kennt dieses Zentrum oder findet diese Mädchengruppen?“ fragt Heidemarie Gniesmer – die Organisatorin des Bremer Elternkreises eßgestörter Töchter und Söhne. Diese Kritik an Gesundheitssenatorin Tine Wischer (SPD) übten jüngst auch übergreifend alle Bürgerschaftsfraktionen.

Jetzt hat das Gesundheitsressort nachgearbeitet und will noch im Januar ein neues Konzept vorstellen, bestätigt die zuständige Konzeptfrau Silke Stroth. Ob in Bremen so etwas wie ein „Zentrum für Eßstörungen“ möglich ist, muß bis dahin offenbleiben. In Frankfurt am Main existiert eine solche zentrale Anlaufstelle seit nunmehr zehn Jahren: Dort gibt es Selbsthilfegruppen, Infos über Therapieangebote sowie Fortbildung für LehrerInnen und SozialpädagogInnen. kat

Weitere Infos zum Gedichtband gibt es bei der Suchtprävention Bremen, Langemarckstraße 113 unter Tel.: 361 160 50.