Schüsse auf Siedlerinnen in Hebron

■ Der Anschlag überschattet die zweite und dritte Lesung des Gesetzes über Neuwahlen im israelischen Parlament. Der Wahlkampf hat bereits vor der endgültigen Abstimmung begonnen

Jerusalem (dpa) – Ein Anschlag in Hebron hat gestern die abschließende Abstimmung über die Auflösung des israelischen Parlaments überschattet. Mutmaßliche palästinensische Extremisten verletzten am Morgen in der zwischen Juden und Palästinensern geteilten Stadt im Westjordanland drei jüdische Siedlerinnen mit Schüssen, eine von ihnen schwer.

Am Nachmittag wollten die Abgeordneten in Israels Knesset in zweiter und dritter Lesung über das Gesetz entscheiden, dessen Verabschiedung offiziell den Weg für Neuwahlen am 17. Mai ebnen würde. Politische Beobachter rechnen mit einer klaren Mehrheit für den Entwurf, der vor zwei Wochen bereits mit großer Mehrheit in erster Lesung gebilligt worden war. Die Billigung in zweiter und dritter Lesung gilt allgemein als Formalie. Der Wahlkampf in Israel war schon vor der endgültigen Abstimmung in vollem Gang.

Angesichts der geplanten Neuwahlen in Israel liegt der Friedensprozeß mit den Palästinensern auf Eis. Israel hätte bereits am 18. Dezember vereinbarungsgemäß den Truppenabzug aus dem besetzten Westjordanland fortsetzen müssen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu stoppte die Vertragsumsetzung jedoch mit der Erklärung, die Palästinenser hätten „ihren Teil der Vereinbarungen nicht erfüllt“. US-Repräsentanten haben hingegen bekräftigt, die palästinensische Autonomiebehörde habe sich an ihre Verpflichtungen gehalten.

Netanjahus Sprecher David Bar-Ilan sagte gestern, der Angriff in Hebron signalisiere „den mangelnden Willen der palästinensischen Autonomiebehörde, solche Vorfälle zu verhindern und die Mörder später zu fassen“. Die Tat beweise, „daß Israel richtig handelte, als es entschied, nicht weitere (palästinensische) Gebiete zu räumen, damit diese später nicht als Tummelplatz für Terroristen dienen“.

Der israelische Rundfunk berichtete, eine der Siedlerinnen, eine 55jährige Kindergärtnerin, sei schwer in der Brust und am Hals verletzt. Die beiden anderen Siedlerinnen wurden leicht bis mittelschwer verletzt.

Ein Bus aus Kiriat Arba, Hochburg besonders radikaler jüdischer Siedler, war unterwegs zu einer jüdischen Enklave in Hebron. Palästinensische Sicherheitskräfte gehen davon aus, daß es sich zumindest bei einem der Angreifer um einen Extremisten namens Dschamil Dschadallah handelt. Der Mann hat bereits zwei Siedler getötet und entkam vor zwei Wochen aus einem Gefängnis in Nablus.