Verhaltene Euro-Manie in der Kapitale des Euro

■ Beim Börsenstart des Euro in Frankfurt feiern Banker und Makler den „historischen Tag“. Ein Fondsmanager: „Die Bedeutung der nationalen Indizes nimmt von Minute zu Minute ab“

Die Stimmung ist europhorisch und das Wort des Tages „historisch“. Die Börse feiert an diesem Montag die Einführung des Euro und sich selbst gleich mit. Häppchen in der Lobby, und die Frauen am Empfang sind noch freundlicher als an anderen Tagen.

8.30 Uhr: Start des Euro im Computerhandel. Wenig später bricht die Euro-Manie dann auf dem Parkett aus. Zunächst noch verhalten: Selters statt Sekt hinter den Notierungscomputern nach all den Feiertagen. Doch als der Dax schon gegen 10.30 Uhr wie wild um 150 Punkte nach oben klettert, strahlen alle um die Wette. „Prösterchen“ da und dort, einige hatten doch noch ein paar Piccolo gebunkert. „Ein historischer Tag“, konstatiert ein junger Börsenmakler knapp. Die Umstehenden nicken. „Und wir können sagen, wir sind dabeigewesen“, ergänzt eine Frau vom Börsenteam der Deutschen Bank: beim Börsenstart in der Kapitale des Euro.

Vor dem Börsengebäude hat die Euro-Initiative des Europaparlaments an diesem Tag ein Informationszelt aufgebaut. Dargeboten werden die Geschichte des Euro, die neuen Scheine im Großformat, Broschüren, Fähnchen, Flugblätter. Und überall auf blauem Grund das kleine goldene „e“ mit den zwei Querstrichen. „Wir stehen hier als Ansprechpartner für die Bürger, die heute nicht in die Börse dürfen“, sagen die ganz in blau gekleideten jungen Europäer. Die Bürger kommen zusammen mit Touristen aus aller Welt tatsächlich zum Information Desk am Eingang und begehren Einlaß: Euro gucken. Von den freundlichen Frauen dort werden sie jedoch umgehend ins Informationszelt geschickt: „Heute geschlossene Gesellschaft.“ Drinnen herrscht gegen Mittag geschäftiges Treiben, aber keine Hektik. Gelassen heiter ist die Stimmung, seit klar ist, daß der Euro von den Börsen in Tokio und Sydney „überaschend schnell und gut“ angenommen wurde, wie ein Broker in der Lobby beim Häppchenfassen anmerkt. Der Euro eine stabile Währung? Davon könne ausgegangen werden, sagt er. Und deutschen Anlegern würden jetzt „problemlos“ die Aktienmärkte in ganz Euro-Land offenstehen: „Ohne Wechselkursrisiko.“

Die Debatte am Büffet ist eröffnet. Ein Banker glaubt, daß sich deutsche Anleger jetzt verstärkt auf Wachstumsmärkte und -branchen etwa in Irland konzentrieren werden. Das prognostiziert auch der Vorstandsvorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Dieter Kauffmann, der von einer „Europäisierung des Portfolio“ spricht. Der Dax werde für Anleger, die in euröpäischen Dimensionen denken, weniger wichtig – der Stoxx (Europäischer Aktien Index) dagegen um so mehr. „Die Bedeutung der nationalen Indizes nimmt von Minute zu Minute ab“, bestätigt Fondsmanager Christoph Bruns von Union Investment: „Der Euro-Stoxx ist der neue Star.“ K.-P. Klingelschmitt, Frankfurt