Kein Fuselfelsen mehr

■ Mit dem Ende der zollfreien Einkäufe auf Nord- und Ostsee schlittert die Insel Helgoland in eine Sinnkrise

Keine billigen Zigaretten mehr, kein preiswerter Weinbrand oder günstiges Parfüm: Das Ende der sogenannten Butterfahrten am 30. Juni und damit das Aus für zollfreie Einkäufe auf der Nord- und Ostsee bringt für Helgoland Probleme mit sich. Zwar bleibe die Insel zollfreies Gebiet. Der Fahrpreis von etwa 40 Mark für eine Überfahrt vom Festland aus hin und zurück stehe aber in keinem Verhältnis zum Preis der Butterfahrten nach Helgoland, erklärt der neue Bürgermeister von Deutschlands einziger Hochseeinsel, Frank Botter. Die Einkaufstouren kosten bisher rund fünf Mark, einschließlich Busfahrt und dreistündiger Schiffsreise.

Vor dem 41jährigen Bürgermeister liegt deshalb eine schwere Aufgabe: Auf der einen Seite wollen die Helgoländer „auf dem Weg zur Gesundheitsinsel“ weitermachen. Auf der anderen Seite hängen sie von den Tagestouristen ab, die hauptsächlich wegen des zollfreien Einkaufs von Tabak und Spirituosen anreisen. „Es kann nicht ausreichen, daß Gäste nur zum Geldausgeben kommen. Die Insel muß für sie auch zu einem Naturerlebnis werden“, findet Botter.

Dafür, wie Helgoland vom Image des „Fuselfelsens“ wegkommen soll, „haben wir noch keine Lösung parat“, räumt der Bürgermeister ein. Zunächst einmal werde versucht, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen, sprich die Reeder, Gastronomen und Einzelhändler sowie die Hoteliers und die Kurverwaltung. „Das Angebot für die Tagestouristen muß interessanter werden.“

Eine weitere Herausforderung für den Verwaltungschef ist es, die Zukunft der Börteschiffer zu sichern, die mit ihren Booten TouristInnen von den großen Schiffen aus an Land bringen. Durch die Konkurrenz der Katamaran- Schnellfähren hatten sie im abgelaufenen Jahr Umsatz-Einbußen von 25 Prozent verbucht: „Sie hatten 107.000 Ausbootungen weniger als 1997“, sagt Botter. Jetzt werde nach Wegen gesucht, wie die 40 Arbeitsplätze mittelfristig gesichert werden können. Immerhin hingen 140 Menschen von diesen Jobs ab. Botter: „Das entspricht zehn Prozent der Inselbevölkerung.“ lno