Bewegung im Herzen und im Hirn

Hamburgs Landeszentrale für politische Bildung wird 25 Jahre alt  ■ Von Oliver Steinebach

Die Jubiläen häufen sich. 50 Jahre Menschenrechte und Deutsche Mark wurden schon gefeiert, die Schöpfung des Grundgesetzes jährt sich 1999 ebenfalls zum 50. Mal und die Hamburger Landeszentrale für politische Bildung (LZ) wird immerhin halb so alt. Ihr Auftrag lautet: Werbung für das Grundgesetz und die Menschenrechte zu machen – oder anders formuliert – „public relations für die Demokratie“.

„Der Erfolg unserer Arbeit ist leider nicht meßbar“, seufzt Helga Kutz-Bauer, Leiterin der LZ. Er bestehe aus „gewecktem Interesse, vielleicht sogar Engagement, auf jeden Fall Bewegung im Herzen und im Hirn“. Daß sich das alles nur schwer bis gar nicht nachprüfen läßt, stört die Soziologin nicht weiter. Schließlich verkauften auch die Kirchen seit 2000 Jahren ein Produkt, das man nicht sieht – und das sehr erfolgreich.

Die 58jährige übernahm die Leitung der Landeszentrale 1985 – zu einem Zeitpunkt, als der Senat die Einrichtung mangels Bedarf schließen wollte. Doch Kutz-Bauer steuerte um. Sie öffnete die LZ, die bis dahin vorwiegend LehrerInnen zur Verfügung stand, für alle HamburgerInnen und ließ damit die BesucherInnenzahlen in die Höhe schnellen. Kamen 1985 nicht einmal 5.000, informierten sich im vergangenen Jahr mehr als 30.000 BürgerInnen kostenlos in der Zentrale.

Die Bandbreite der Publikationen reicht inzwischen vom wissenschaftlichen Aufsatz bis zum Jugendcomic. Rechtsextremismus ist seit rund zehn Jahren ein Schwerpunktthema. Die LZ sammelt Informationen zu Projekten, die Jugendliche vom Extremismus abhalten sollen. 1992, als zahlreiche Flüchtlingsheime in Deutschland angezündet wurden und das Thema bedrohlich präsent wurde, kam man mit dem Nachdruck der Broschüre kaum nach. Zweiter Schwerpunkt der Dokumentationen ist die Frauenpolitik. „Wir sind die frauenfreundlichste Landeszentrale der Republik“, lacht Kutz-Bauer stolz.

Doch die LZ bemüht sich nicht nur, Interesse zu wecken – sie reagiert auch darauf. Als sich die Anfragen zum Euro häuften, beschafften die MitarbeiterInnen flugs mehr Material zum Thema Währungsunion.

Der Bezug des gesammlten Materials zur politischen Bildung ist nicht immer direkt greifbar. Der Rechnungshof der Hansestadt rügte 1997 beispielsweise die Förderung von Veranstaltungen zum Thema „Gift im Essen“ und „Magersucht“ durch die LZ. Doch nach wie vor bleibt die Zentrale bei ihrer Ansicht: Eine eindeutige, einheitliche und verbindliche Definition, was im Einzelfall politische Bildung sei, könne es gar nicht geben.

LZ-Adresse: Große Bleichen 23; Öffnungszeiten: Mo-Mi 11-13 Uhr u. 15-16, Do/Fr 11-13 u. 14.30-15.30 Uhr

Neuste Publikationen: „Halb so alt wie das Grundgesetz, 25 Jahre LZ - eine Chronik“ sowie „Einblicke, Hamburgs Verfassung und politischer Alltag leicht gemacht“