Geteiltes Leiten

■ Bildungsbehörde will an Hamburger Schulen Führungsteams einsetzen

In den Chefzimmern vieler Hamburger Schulen könnten demnächst zwei Schreibtische stehen. Statt eines Schulleiters, der allein alle Verantwortung trägt, will die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB) künftig auch Leitungs-Teams zulassen. „Das birgt enorme Potentiale für die Gestaltung von Leitungsstellen“, schwärmte gestern Norbert Rosenboom, Leiter des Personalreferats der Behörde. Ein entsprechendes Konzept wird derzeit geprüft. „Noch ein gutes Jahr“, und es könnte umgesetzt werden, hofft Rosenboom.

Am liebsten sähe er es, wenn sich zwei Frauen gemeinsam um einen Führungsjob bewerben würden – denn immer noch sind die meisten Schulleitungsstellen in der Hansestadt mit Männern besetzt. Viele Lehrerinnen verzichten, weil sich ein zeitaufwendiger Chefposten nicht mit ihrer Familienplanung vereinbaren läßt, vermutet der ehemalige Schulleiter.

Mit dem innovativen Plan will die BSJB sich auch aus einer personellen Notlage manövrieren. Derzeit sind 13 Leitungsstellen unbesetzt, erklärte der Senat schon im November auf eine Kleine Anfrage der CDU. An 11 Hamburger Grundschulen bleiben die Stühle der stellvertretenden LeiterInnen mangels BewerberInnen leer.

Daß die Chefposten an den Grundschulen besonders unbeliebt sind, liegt zum einen daran, daß die LeiterInnen nur 150 Mark monatlich mehr verdienen als andere LehrerInnen. Denn seit den 60er Jahren werden in Hamburg alle LehrerInnen nach dem Tarif A13 bezahlt. PädagogInnen anderer Bundesländern bekommen nur A 12. Weil die Besoldung von SchulleiterInnen bundesgesetzlich geregelt ist, fällt der Leitungs-Aufschlag in der Hansestadt vergleichsweise gering aus. Dazu kommt, daß RektorInnen an Grundschulen „oft relativ allein dastehen“, erläutert Rosenboom. Hier gibt es keine Abteilungs- oder FachbereichsleiterInnen.

Um die Führungsjobs attraktiver zu machen, will die BSJB die Arbeitszeit der ChefInnen um vier Stunden senken, von 28 auf 24 pro Woche – und die könnten LehrerInnen ja noch teilen. Judith Weber