Heimlicher Sportchef

■ Willi Reimann will dafür sorgen, daß sich bei St. Pauli alle in den Armen liegen

Willi Reimann wird zwar nicht neuer Cheftrainer beim FC St. Pauli; diesen Posten übernimmt formal Dietmar Demuth. Dennoch ist der 49jährige heimlicher Sportchef am Millerntor. „Wir werden fleißig arbeiten“, äußerte sich Reimann gestern, „ab sofort werden die Weichen für eine erfolgreiche Rückrunde gestellt.“

Reimann kennt seinen designierten verlängerten Arm noch aus seiner Zeit als Coach beim VfL Wolfsburg, als Demuth bereits sein Co-Trainer war. Deshalb weiß Reimann genau, was von dessen Arbeit zu erwarten ist und was er ihm zumuten möchte. „Herr Demuth wird das Training leiten und die Mannschaft aufstellen“, verkündete er. Für sich selbst sieht er andere, wichtigere Betätigungsfelder vor: „Wir werden gemeinsam die Trainingspläne erstellen und ich werde meine Erfahrung als Berater einbringen.“ Einen Vertrag habe er bislang noch nicht unterschrieben.

Klub-Präsident Heinz Weisener ist mit dieser Lösung denn auch nicht ganz zufrieden. Aber „es geht nicht darum, ob ich darüber glücklich bin oder nicht, sondern daß die Mannschaft besser spielt als zuletzt.“ Und daran habe er keinen Zweifel, schließlich sei Reimann bereits jetzt „mit Leib und Seele für den Verein tätig“.

Auch bei der Finanzierung von Reimanns Arbeit sieht der Chef am Millerntor keine Probleme. Die Zustimmungspflicht des Aufsichtsrats, der zur Zeit wegen des Rücktritts von vier Mitgliedern nicht beschlußfähig ist, wurde umgangen: „So wie wir das jetzt installiert haben, muß das Kontrollgremium vor seiner Neukonstituierung nicht zustimmen“, betonte Weisener.

Ein späteres Engagement als Cheftrainer schloß Reimann nicht aus. Dazu aber müsse es erst seiner Frau gesundheitlich wieder besser gehen. Deren schwere Erkrankung war der Grund dafür, daß er Anfang Dezember sein Amt beim 1. FC Nürnberg niederlegte Aus diesem Grund steht er auch dem FC St. Pauli nicht sofort zur Verfügung. Zweifel an der ungewöhnlichen Form der künftigen Zusammenarbeit hat er nicht: „Viele werden sich wundern. Am Ende der Saison werden wir uns alle jubelnd in den Armen liegen.“ Eberhard Spohd