Wo bin i? Wer bin i? Wos bin i?

■ Pfadfinder durch den Avantgarde-Dschungel : Der erste Programmflyer für Veranstaltungen der Neuen Musik ist da

Daß Veranstaltungen sich überschneiden, ist normal. Wenn es aber zeitgleiche Konzerte für dasselbe potentielle Publikum gibt, dann sollte man sich doch überlegen, wie so etwas vermeidbar ist. Als die projektgruppe neue musik im vergangenen Jahr ihre Konzerte am selben Abend plazierte wie die Klassikinitiative ihr Messiaen-Wochenende, war klar: Es muß etwas geschehen. Denn die ohnehin geringe Klientel in Sachen Neuer Musik muß man sich nicht auch noch gegenseitig wegnehmen.

Die Idee zu einem gemeinsamen Faltblatt wurde geboren. Daran beteiligen sich: Glocke, Atelier Neue Musik der Hochschule, dacapo, Galerie Katrin Rabus, projektgruppe, Deutsche Kammerphilharmonie, Radio Bremen und Übersee-Museum. Ein graphisch sehr ansprechender Flyer wird im Vierteljahresrhythmus einen Überblick aller Veranstaltungen mit und zur Neuen Musik gewähren.

Bremen war zu Zeiten Hans Ottes bundesweit im Gespräch: Mit einer Bündelung der inzwischen entstandenen Aktivität ist dieser Stellenwert ohne Mühe wieder zu erreichen. „Qualität und Quantität kann sich mit anderen Großstädten locker messen. Vieles ist sogar besser“, meint Marita Emigholz von Radio Bremen. Albert Schmitt von der Deutschen Kammerphilharmonie: „Es muß auch aufhören, daß Neue Musik eine Randerscheinung ist.“ Auch für die so vielbeschworene Wirkung Bremens nach außen hält er eine bessere Selbstdarstellung der Neuen-Musik-Szene wichtig.

Der Blick in den Flyer zeigt vor allem eins: Die Ansätze der einzelnen Initiativen sind so grundverschieden, daß es um Konkurrenz nicht gehen kann. Eher ergänzen sie sich gegenseitig, und „vielleicht gibt es auch eines Tages eine gemeinsame Konzeption“ (Albert Schmitt).

Innerhalb eines Monats wird geboten: Das legendäre „Ensemble Modern“ mit sechs Uraufführungen, PreisträgerInnen des vierten Nachwuchsforums der Gesellschaft für Neue Musik, das Penderecki-Festival der Kammerphilharmonie, elektronische Musik an der HfK, Vinko Globokar in der Galerie Rabus, Werke des gerade verstorbenen, in Deutschland noch weitgehend unbekannten Gérard Grisey bei Radio Bremen, Herbert Henck im Überseemuseum... da bleiben keine Wünsche offen. usl