Nichts am Mic mit Schickimicki

■ Über den etwas traurigen Zustand der Berliner HipHop-Szene

Daß „Zeitgeist“ jenseits aller Credibility-Probleme und Lagerdifferenzen der beste Berliner HipHop ist, der bisher auf CD gepreßt wurde, liegt zum nicht unerheblichen Teil auch daran, daß bisher nicht viel Berliner HipHop auf CD gepreßt wurde.

Noch immer trauen sich die Plattenfirmen nicht so recht an HipHop heran, wenn der nicht eindeutig kommerziell ist. Jenseits des Chartsfutters gibt es nur kleine Firmen, die meist nur lokale Acts herausbringen. Sogar eine Firma mit Major-Anschluß wie Four Music, das Label der Fantastischen Vier, agiert vorzugsweise schwäbisch. Selbst der aktuelle Marktführer 3P, geleitet von den beiden Ex-Rödelheim-Hartreim-Projektlern Moses Pelham und Thomas Haas, zeigte sich zwar interessiert an dem Debut von Joe Rilla, nahm dann aber doch wieder Abstand. Auch in Frankfurt-Rödelheim bringt man vor allem die eigenen Produkte und die der engeren Freunde heraus: Pelham selbst, Sabrina Setlur, Xavier Naidoo.

In Berlin fehlt eine Firma, die die lokale Szene verlegen könnte. „Zeitgeist“ erschien auf einem in der Nähe von Frankfurt stationierten Label.

„Die Szene und die MCs in Berlin sind ja da“, sagt Joe Rilla, aber „keiner kooperiert, und jeder macht sein eigenes Ding“. Dabei gibt es hier durchaus Rapper, so glaubt er, „die würden die Hamburger wegburnen.“

Aber: In Hamburg oder Stuttgart greift man sich unter die Arme und promotet die Kollegen. In Berlin dagegen „gehen die Stile zu krass auseinander“. Er will zwar nicht schon wieder den Ost-West- Konflikt verantwortlich machen, sagt der Ostberliner, aber wenn andere „über Zehlendorf-Schickimicki rappen“, kann er nicht allzu viel damit anfangen. Das sorgt für eine Aufsplitterung der Szene und wird im immer noch vorwiegend lokal organisierten DeutschHop zum Standortnachteil.

Trotzdem ist Joe Rilla guter Dinge: „Es gibt so viele MCs in der Stadt. Gebt dem Berliner HipHop noch zwei Jahre.“ Bis dahin wird man wohl doch auf Jams gehen müssen. to