In Abendrobe und Pumphosen

■ Alleine super, zusammen gehemmt: Martina Brandl und Käthe Lachmann als „Funny Girls“

Die böse Diseuse und die begnadete Parodie-Künstlerin: ein Zusammentreffen der seltsamen Art. Als Funny Girls – Martina Brandl meets Käthe Lachmann“ angekündigt, treffen sich die komischen Mädels nur zum Schlußapplaus auf der Bühne des Schmidts. Nicht mal eine gemeinsame Zugabe gibt es. Schon rein äußerlich wie Apfel und Birne – Brandl in glitzernder Abendrobe, Lachmann in bunter Pumphose –, witzeln, singen und karikieren die zwei solo nacheinander. Und statt sich zu beflügeln, scheinen sie sich gegenseitig zu behindern.

Dabei sind beide gut. Die Berlinerin Martina Brandl kann schön streng gucken und wunderbar tief singen. Sie herrscht ihr Publikum als „Pack“ an („peinlich auffällige Konzertgäste“), schimpft über Hundebesitzer, anhängliche One-night-stands und Dessous-Hersteller, die an jeden BH irgendwo eine Schleife drapieren müssen („ich bin doch kein Pekinese“).

Ihr spröder Charme und ihre klasse Stimme sind allerdings schnell vergessen, sobald Käthe Lachmann nach der Pause kommt. Das parodistische Talent der Wahl-Hamburgerin ist wirklich umwerfend. Ob als überkandidelte Synchronsprecherin, schwäbische Mutti oder biederer Bundesbahnbeamter, der die neuesten absurden Angebote der Deutschen Bahn AG verkündet: Sie trifft, immer eine Nuance überkiekst, genau den richtigen Ton, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Höhepunkt: die erotische Kennenlernshow „Heiß auf dem Steiß“. Mit Rudi-Carell-weichem Zungenschlag lobt sie permanent „super, toll“ – egal, ob die schüchterne Kandidatin Seifenschnitzen als Hobby angibt oder beklagt, keinen Mann zu finden.

Die erste ist gut, die zweite ist klasse. Trotzdem zünden die Funny Girls nicht richtig. Zu unterkühlt und abgespult wirkt das Programm als Ganzes. Frau sein und in Schwaben geboren – diese Basis ist entschieden zu dünn für einen gemeinsamen Comedy-Abend.

Karin Liebe

noch bis 10. Januar, Schmidt