Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Antz USA 1998, R: Eric Darnell, Tim Johnson

„Die titelgebenden emsigen Ameisen in diesem digitalen Animationsfilm werden von Schauspielergrößen wie Woody Allen, Sharon Stone oder Gene Hackman gesprochen. Selbst die eigentlich recht grausigen Kauwerkzeuge der Sechsbeiner wichen den Gesichtszügen und Persönlichkeiten einiger Stars (in der deutschen Fassung sind die Stimmen der jeweiligen Synchronsprecher zu hören). Die Arbeiter-Ameise Z-4195 sehnt sich nach Individualität im durchorganisierten Ameisenstaat und nach der Liebe der Prinzessin Bala. Sein Freund ist der treue Ameisenmuskelprotz Weaver, sein Feind der totalitäre General Mandible. Rasant, spannend, liebeswert und intelligent. Mainstream, der zufrieden macht, ohne zu unterfordern.“ (tip) Schauburg, Ufa-Palast, Casablanca (Ol), Solitaire (WST) / Originalfassung: CinemaxX

Auf immer und ewig USA 1998, R: Andy Tennant, D: Drew Barrymore, Anjelica Huston, Dougray Scott

„Drew Barrymore als impulsives und wehrhaftes Aschenbrödel in prunkvollen Gewändern des 16. Jahrhunderts. Mit humorvollen Wendungen und darstellerischer Spielfreude erwacht nicht nur das Märchen zu neuem Eigenleben, sondern auch manch unmoderne weibliche Sehnsucht. Oder welche Frau des auslaufenden zwanzigsten Jahrhunderts träumt nicht insgeheim von einem stattlichen Prinzen mit Pferd, der Tränen in den Augen hat, weil er das Selbstbewußtsein seiner Cinderella so bewundert?“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter

B

Blade USA 1998, R: Stephen Norrington, D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson

„Blade, ein Mensch-Vampir-Hybrid, wurde von Whistler, einem Vampirjäger, darauf abgerichtet, die Kreaturen der Nacht zu töten, deren Aktivitäten immer tollkühner und organisierter werden. Blades Gegenspieler, ein Vampir namens Frost, hofft, die etablierte Vampir-Aristokratie zu stürzen, indem er eine Serie von apokalyptischen Geschehnissen auslöst – die von Vampirpropheten vorhergesagt wurden und die dazu führen sollen, daß die Vampire die Menschheit beherrschen. Man sagt oft, daß die Filme heute wie Comics wirken, aber wie oft stimmt das wirklich? Im Fall von „Blade“ – der auf einem Marvel-Comic basiert – kann ich erfreut berichten, daß all die gespenstischen Farben, phantasmagorischen Bilder, rücksichtlose Action, byzantinischen Intrigen und sublimierten Homoerotismen, die das Comic-Genre auszeichnen, hier in liebevollen Details glänzen. Besonders in diesem Jahr der enttäuschenden Großproduktionen Hollywoods ist „Blade“ knallig erfolgreiche Unterhaltung.“ (Sight and Sound) CinemaxX, Wallkino (Ol)

Bube, Dame, König, Gras Großbritannien 1998, R: Guy Ritchie, D: Jason Flemyng, Dexter Fletcher

„Die Uhr läuft, die Zeit drängt – wird der Held es schaffen, innerhalb der gesetzten Frist die Aufgabe zu bewältigen? Wenn nicht, droht ihm Schlimmes, das wird drastisch klargemacht. Hier geht es allerdings nicht primär um die Dimension der Zeit. Dieser britische Debütfilm stellt sich einer anderen Herausforderung: Indem er ein komplexes Gegeneinander rivalisierender Parteien entfaltet. In dieser sorgfältigen Konstruktion liegt die eigentliche Qualität des Films, der sich zweifellos auch darin am Vorbild Quentin Tarantino orientiert. So ist es durchaus nicht nur ein Werbeversprechen, wenn man „Look, Stock and Two Smoking Barrels“ als die britische Antwort auf Tarantino bezeichnet, als Kombination aus der raffinierten Erzählweise von „Pulp Fiction“ und der Männerweltphantasie von „Reservoir Dogs“. Zumal auch das „Britische“ dabei ein wesentliches Element ist. Sein Manko ist die Erzählweise, die zu sehr von der Verkürzung der Videoclips geprägt ist: Die Personen bleiben Typen, jede einzelne Szene spielt auf ein Maximum an Effekten ab.“ (epd-film) City

C

Central Station Brasilien/Frankreich 1997, R: Walter Salles, D: Fernanda Montenegro, Vinicius de Oliveira

"Mit Gott folge ich meinem Schicksal“ steht auf dem Schild an einem Lastwagen, mit dem die ehemalige Lehrerin Dora und der neunjährige Josué durch Brasilien reisen. Sie sind auf der Suche nach Josués Vater, doch diese Schicksalsgemeinschaft ist keineswegs harmonisch. Dora, die sich ihren Lebensunterhalt mit Briefeschreiben am Hauptbahnhof von Rio verdient, hatte für Josués Mutter einen Brief an ihren Mann verfaßt. Minuten später stirbt diese bei einem Unfall. Josué hat niemanden mehr außer Dora; und die nimmt sich, zunächst nur widerwillig, seiner an. Ein wunderschönes, poetisches Roadmovie mit erfrischendem Witz und zwei Hauptdarstellern, die man nicht sofort, doch dann um so inniger ins Herz schließt.“ (TV-Spielfilm) Europa, Casablanca (Ol)

D

Dr. Dolittle USA 1998, R: Betty Thomas, D: Eddie Murphy, Oliver Platt

„Wie schon in „The Nutty Professor“ wird Eddie Murphy hier wieder von den Special Effects an die Wand gespielt. Die versammelte Tierwelt bewegt in „Dr. Dolittle“ mindestens genauso synchron die Lippen wie die Viecher in „Ein Schweinchen namens Babe“. Aber ich sehnte mich im Laufe das Films immer mehr nach der Unschuld von „Babe“ oder des original Dolittle-Films von 1967. Hier sind die Gags extrem rüde und basieren fast ausschließlich auf Körperausscheidungen und Fürzen. Ich weiß, daß mein 7jähriger Sohn all das lieben wird, denn der Film ist ausschließlich für ein infantiles Publikum gemacht: Er ist „Junk Cinema“! (Christopher Tookey) CinemaxX

E

Eine zweite Chance USA 1998, R: Forest Whitacker, D: Sandra Bullock, Harry Connick Jr.

„Das tränenreiche Platzen einer amerikanischen Seifenblase: Texas Beauty Birdee Pruitt (verquolen: Sandra Bullock) liebt den Footballstar ihrer High-School. Es folgen Ehe, Großstadtleben, Tochter, Seitensprünge des Gatten – ausgerechnet mit Birdees bester Freundin. Die beichtet die Affäre zeitgemäß in einer TV-Talkshow. Waidwund flieht die betrogene Birdee zu ihrer Mutter (kauzig: Gena Rowland) in den Heimatort Smithville. Ihr Unglück wirkt hier wie ein Jungbrunnen: ehemalige Schulfreundinnen erfreuen sich Birdees Erniedrigungen und die Großmutter betätigt sich als Kupplerin. Nur der Tischler Justin (drall: Harry Connick Jr.) wirbt unbeirrbar um seine Jugendliebe. Regisseur Forest Whitacker wiederholt in diesem Rührwerk seine flauschige Botschaft aus „Waiting to Exhale“: Eine Frau muß nur kräftig durchatmen, und schon kommt ihr Cowboy angeritten.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Ziegelhofkino (Ol)

Der Eisbärkönig Norwegen/Schweden/Deutschland 1991, R: Ola Solum, D: Tobias Hoesl, Maria Bonnevie

„Die Prinzessin des Winterlandes verliebt sich in einen jungen König, der durch den Fluch einer bösen Hexe zum Eisbär zerzaubert wurde. In faszinierenden Landschaftsaufnahmen eingebettete, weitgehend kindgemäße Verfilmung eines norwegischen Volksmärchens, das auch jüngere Zuschauer zu fesseln vermag. (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Fanny Ardant

In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) City, Passage (Del), Apollo (Whv)

Erklärt Pereira Italien/Frankreich 1995, R: Roberto Faenza, D: Marcello Mastroianni

„Lissabon unter der Salazar-Diktatur Ende der dreißiger Jahre: Der Kulturredakteur Pereira ist der bürgerlich-unpolitische Intellektuelle schlechthin, doch die Begegnung mit einem jungen Regimefeind läßt ihn zum Widerstandskämpfer werden. Aus dem berühmten Buch von Antonio Tabucchi ist ein allzu literarisch-betulicher Film geworden, den jedoch Marcello Mastroianni in seiner vorletzten Rolle mit wärmender Melancholie erfüllt.“ (Der Spiegel) City, Casablanca (Ol)

Eurythmics Live Großbritannien 1987, R: Geoff Wonfor, D: Annie Lennox, Dave Stewart / Originalfassung

„Dies ist eine unterhaltsam gefilmte Aufzeichnung ihrer Show „Revenge“ in Sydney, Australien, im Februar 1987 – und ein Muß für alle Fans, egal ob sie schon mal ein Konzert erlebt oder nur ihre CDs gehört haben. Eine ausgefeilte Show mit den größten Hits, darunter „Sweet Dreams“, „Missionary Man“ und „Would I Lie to You?“ (Kommunalkino) Kino 46

F

Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen

Thomas Vinterbergs „Das Fest“ steht in einer lange Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über eine Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. Da beschuldigt ein Sohn seinen Vater bei der Glückwunschrede zu dessen 60. Geburtstag, ihn und die Schwester in ihrer Kindheit sexuell mißbraucht, und sie damit in den Selbstmord getrieben zu haben. Alle anderen Gäste versuchen zuerst mit allen Mitteln, die Form zu wahren, doch das Fest entwickelt sich unaufhaltsam zu einem Familieninferno, bei dem der Charme der Bourgeoisie langsam zerbröselt. All das zeigt uns Vinterberg in wackeligen, ausschließlich mit der Handkamera gedrehten Bildern, den „Festen“ wurde nach dem „Dogma 95“ produziert. Vier dänische Regisseure, darunter auch Lars von Trier, haben einen „Schwur der Keuschheit“ abgelegt, und einander versprochen, Filme nur noch nach einem festen Regelwerk zu inszenieren. Gemäß den zehn Geboten ihres Dogmas darf nur an Originalschauplätzen mit natürlichem Licht und mit Handkamera gedreht werden. Es darf keine speziell eingespielte Musik, keine „oberflächliche Action“ und keine „optischen Spielereien“ geben. Nach Aussagen von Vinterberg inspiriert diese erzwungen Einfachheit ungemein, und zumindest bei „Das Fest“ hat man nie das Gefühl, einen durch ein Dogma verengten Film zu sehen. Statt dessen wirken alle Szenen extrem direkt und authentisch, und durch den Verzicht auf Kinokonventionen ergibt sich ein neuer, genauerer Blick auf das Drama. Distanz ins kaum möglich, und so geht einem der Film lange nicht aus dem Kopf. (hip) Cinema, Gondel, Casablanca (Ol)

From Dusk Till Dawn USA 1995, R: Robert Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Georg Clooney, Harvey Keitel

Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielte zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen, so daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Auch wenn Rodriguez noch so rasant schneidet, verliert man in der zweiten, mexikanisch-vampiristischen Hälfte des Films schnell die Übersicht und das Interesse daran, wer schon untot ist und wer noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. (hip) Filmstudio

H

Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D'Aloja

„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante einen Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um ihn zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmung und Menschen, bleibt er und restauriert den Haman. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch erzählt es atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) Cinema

I

Ist Liebe nur ein Wort? Italien/Frankreich 1998, R: Mimmo Calopresti, D: Valeria Bruni Tedeschi, Fabrizio Bentivoglio

"Ist Liebe nur ein Wort?“ fragt sich die etwa 30jährige Angela, die allein in einem Apartmenthaus in Rom lebt. Sie würde gerne an die Liebe glauben, aber die Einsamkeit ist viel leichter zu haben. Selbst ihr Psychiater kann Angela nicht dabei helfen, dem großen Gefühl auf die Schliche zu kommen. Da begegnet ihr Marco, ein Cello-Lehrer, der im selben Haus wohnt. Sie interessiert sich für ihn, schickt ihm japanische Liebesgedichte und versucht auf ihre verschloßen-spröde Art, mit ihm zu flirten. Die wunderbare Valeria Bruni Tedeschi spielt Angela, und es ist vor allem ihrem Gesicht, ihrem Spiel und ihrer Ausstrahlung zu verdanken, daß dieser schwebend sehnsüchtige Film die schwerste Sache der Welt so schwerelos behandelt.“ (Der Spiegel) Atlantis

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Gier, Samuel L. Jackson, Robert De Niro

„Was machen Kult-Filmer nach ihrem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Bröttchen. Auch Trendmeister Tarantino entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“ krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard (“Schnappt Shorty“), in dem eine pfiffige schwarze Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) Filmstudio

Jude (Herzen in Aufruhr) Großbritannien 1995, R: Michael Winterbottom, D: Christopher Eccleston, Kate Winslet / Originalfassung mit Untertiteln

"Ob missionarische Serienkiller (“Butterfly Kiss“) oder bildungsbeseelte Handwerker, bei Regisseur Michael Winterbottom sind die Akteure stets hingerissen von der eigenen Begeisterung. Sie glauben nicht nur felsenfest an eine individuelle Bestimmung, ob zum Töten oder Sterben, Lieben oder Leiden, sie glauben an den Ruf des gedruckten Wortes. So auch Jude in Winterbottoms Verfilmung des Romans von Thomas Hardy „Jude The Obscure“ aus den Jahr 1896. Hart knappst sich die Titelfigur philosophische Lektürestunden von der Arbeitszeit als Steinmetz ab, paukt Griechisch und Latein und träumt von einer Erhörung in eine weitere Welt durch eine Universität. Er heiratet die falsche Frau, lebt am Ende unerlaubt mit der Richtigen. Winterbottom zeigt das ungesegnete Paare Jude und Sue stets auf der Flucht vor gesellschaftlichen Schmähungen und derart ungeschützt vor Gefühligkeiten, daß man den ganzen Jammer teilweise schwer ertragen kann. Und wenn sie im Regen weinen oder im Sonnenschein lachen liegt der Goldrand allzu wuchtig auf den Bildern.“ (taz) Kino 46

L

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das Ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerien und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (Neue Zürcher Zeitung) Atlantis, Gondel, Casablanca (Ol)

Les Misérables USA 1998, R: Bille August, D: Liam Neeson, Geoffey Rush, Uma Thurman

„Les Misérables von Victor Hugo gehört zu jenen volkstümlichen Wälzern aus der guten alten Zeit, die immer mal wieder für eine Neuverfilmung gut sind, weil sie in Wahrheit längst niemand mehr liest. Diesmal, auf bekömmliche zwei Kinostunden gerafft, hat der Däne Bille August das große Rührstück von Schuld, Reue, Rache und Gerechtigkeit an tschechischen Drehorten in Szene gesetzt. Der Australier Geoffrey Rush und der Ire Liam Neeson spielen Jäger und Gejagten, die Amerikanerinnen Uma Thurman ud Claire Danes repräsentieren die leidensfähige Weiblichkeit, und so ist aus dem Ganzem ein Pudding geworden, wie er im Buche steht.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Liebe deine Nächste Deutschland 1998, R: Detlev Buck, D: Lea Mornar, Moritz Bleibtreu, Heike Makatsch

„Buck is back. Der komische Coole aus dem Norden widmet sich nach den Knackis aus der „Männerpension“ nun der Heilsarmee. Genauer: Zwei Soldatinnen, die in die Großstadt versetzt werden, um dort unter den Obdachlosen gute Taten zu verrichten. Wer jedoch lakonischen Humor à la „Karniggels“ oder ein verschrobenes Figurenkabinett wie in „Wir können auch anders“ erwartet, der wird gnadenlos enttäuscht. Die Helden im jüngsten Buck sind allesamt Karikaturen aus der Klischeekiste: der miese Macho, die verschreckten Ossis, die willfährigen Frauen, die guten Penner, die bösen Yuppies. Mit derart holzschnittartigen Akteuren kann sich keine prickelnde Psychologie entwickeln. Alles bleibt platt, banal und langweilig. Das hat der Meister wohl auch selbst bemerkt, und so versucht er mit aufdringlichen Werbebildchen dem Zuschauer Goldstaub in die Augen zu streuen. Doch der videoclippige „Flashdance“-Stil verträgt sich nicht mit der altbackenen Oliver-Twist-Geschichte und verkommt zum manierierten MTV-Firlefanz der nervigen Art.“ (Bremer) Schauburg, Ufa-Palast, CinemaxX, Ziegelhofkino (Ol), Passage (Del), Apollo (Whv)

Lola rennt Deutschland 1998, R: Tom Tykwer, D: Franka Polente, Moritz Bleibtreu, Joachim Krol

„Tykwer ist zur Zeit einer der innovativsten und mutigsten deutschen Filmemacher. Ähnlich wie z.B. Oliver Stone nutzt er alle Möglichkeiten des Mediums, mischt Zeichentrick und Handkamera, wilde Schnitte und sogar Polaroids zu einem atemberaubenden Genremix. Die Besetzung ist ein Glücksgriff, die Musik ein Hit.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Lost in Space USA 1998, R: Stephen Hopkins, D: Gary Oldman, William Hurt

„Und noch ein Versuch aus der Reihe „Kultserien der 60er auf die Leinwände der 90er“. Leider haben die Macher über dem Schwelgen in Austattung und Spezialeffekten die Story aus den Augen verloren. Das sorgt zwar für mächtig Augenfutter, die übrigen Sinne werden aber nur wenig gereizt. Der Film zeigt einmal mehr, daß auch das schönste und teuerste Design nichts ist ohne Herz und Geist.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio

M

Mulan USA 1998, R: Barry Cook, Tony Bancroft

„Mulan ist der seit langem gelungenste Zeichentrickfilm von Disney: schwungvoll, witzig und streckenweise hochdramatisch, auch tragisch, aber nicht sentimental. Die Figuren sind weniger niedlich, mehr menschlich gezeichnet, und so wirken ihre Schicksale wirklich anrührend. Die Orientierung nach Osten hat das Produktionsteam sichtlich beflügelt. Die Chefzeichner mixten ihre moderne Comicstrip-Kunst mit klassischer chinesischer Malerei, was man besonders besonders an den Landschaftsentwürfen sehen kann, und bei den großen Schlachtszenen werden gar Erinnerungen an die Epen des jüngst verstorbenen Akira Kurosawa wach. Die Figuren und Kostüme sind asiatischen Vorbildern nachempfunden, Mulans Gesicht etwa entspricht mit zierlichen Zügen und Kirschmund dem chinesischen Schönheitsideal. Sie ist Disneys erste Heldin, die nicht aussieht wie Barbie.“ (Cinema) CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Wall-Kino (Ol), Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

My Name is Joe Großbritannien 1998, R: Ken Loach, D: Peter Mullan, Louise Goodall

Das Beste an dieser Fußballmannschaft sind noch die Namen auf den Trikots: Müller, Overath, Netzer – die einst so glorreiche deutsche Nationalmannschaft kann in der schottischen Bezirksliga kein Spiel gewinnen. Kein Wunder, denn statt in den deutschen 70ern spielt „My Name is Joe“ in den schottischen 90ern, und der Franz Beckenbauer dieses Films ist ein glatzköpfiger Dicker, der unbeholfen über das Spielfeld kullert. Einige Arbeitslose aus dem ärmsten Stadtteil von Glasgow spielen hier in der schlechtesten Fußballmannschaft Schottlands, und man muß schon ein feiner Kerl sein, wenn man solche eine Mannschaft trainiert. Wenn Joe Kavanagh in den ersten Minuten des Films nichts anderes macht, als sich mit seinen Jungs herumzuärgern, dann hat Ken Loach ihn uns so schnell und nachdrücklich ans Herz gelegt, daß wir ihm für den Rest des Films feste die Daumen drücken. Seine ewig verlierende Mannschaft zählt nämlich noch zu seinen geringsten Problemen. Joe ist Alkoholiker, seit mehreren Jahren trocken, aber immer droht der Rückfall – er lebt von der Sozialhilfe, und wenn er mal schwarz eine Wohnung tapeziert, erwischt ihn prompt ein spionierender Beamter. Außerdem sind seine junger Kumpel Liam und dessen Freundin tief in der Drogenszene versumpft, und zu allem Überfluß verliebt sich Joe auch noch in die Sozialarbeiterin Sarah. Diese Liebesgeschichte rückt schnell in den Mittelpunkt des Films. Zum Glück, kann man nur sagen, denn dem großen britischen Regisseur des sozialrealistischen Kinos gingen in seinen letzten beiden Filmen „Land and Freedom“ und „Carla's Song“ zu sehr die sozialromantischen Pferde durch. Mit einer Mischung aus Sozialportrait und gefühlvoller Erzählung hat er aber jetzt zum Stil seiner besten Filme wie „Riff-Raff“ oder „Raining Stones“ zurückgefunden. (hip) City

O

Out of Sight USA 1989, D: Steven Sonderbergh, D: George Clooney, Jennifer Lopez

„Sonderberghs Film ist weniger selbstgefällig erzählt als „Pulp Fiction“ und flüssiger inszeniert als „Jackie Brown“. Die kamera- und schnittechnischen Extravaganzen dienen stets der jeweilige Szene und nicht der Eitelkeit des Regisseurs. Einen feiner geschliffenen Genre-Film, der eigentlich ein Genre-Mix aus romantischer Screwball-Comedy und Thriller ist, wird man so bald wohl nicht mehr zu sehen bekommen.“ (epd-film) Filmstudio, Casablanca (Ol)

P

Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas

Die Romanvorlage von Nicolas Evans ist bereits ein Bestseller, und einige enthusiasmierte Leserinnen aus meinem Bekanntenkreis warten schon seit Monaten sehnsüchtig auf den Film. Für solch ein Publikum kann der Film gar nicht lang genug sein, aber seltsamerweise stört man sich auch als unvorbelasteter Zuschauer nicht an seinen 159 Minuten. Redford hat ein genaues Gefühl dafür, wie er den Kitsch, der hier natürlich bei jedem Pferdeschnauben droht, im Zaume halten kann. Dies ist ein Taschentuchfilm – keine Frage –, aber der Herzschmerz wird so geschickt, klug und geschmackvoll präsentiert, daß man/frau sich der feuchten Augen nicht zu schämen braucht.“ (hip) UT-Kino, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen), Muwi (Ol)

Picasso in München Deutschland 1997, R: Herbert Achternbusch, D: Herbert Achternbusch, Doris Jung

„Auszug aus dem Drehbuch: Atelier, innen, Nacht: Picasso malt, will malen. Mit der Nase geht er dicht an das Bild und schreit endlich nach einem Anklopfen: „Herein!“ Takla Basch betritt das Atelier. Takla Basch: „Du, Picasso, jetzt können wir in unserem Drehbuch eine rasante Kriminalgeschichte um dein von dir gestohlenes Bild beginnen.“ Picasso: „Ich mag das als Maler nicht. Blödsinn, die Nichtkriminellen mit Kriminellen zu unterhalten. Das liegt mir nicht. Blödsinn.“ Takla Basch: „Wen malst du?“ Picasso: „Laura. Hast du einen Leberkäs bei dir?“ Takla Basch:“Leider nicht, hast du Hunger? Soll ich dir einen Leberkäs holen?“ Picasso: “Hunger habe ich keinen. Ich sollte einen Leberkäs malen, endlich was Konkretes, das mich täglich umgibt...“ Schräg? Sicher, Herbert Achternbusch eben.“ (taz) Kino 46

Ponette Frankreich 1996, R: Jacques Doillon, D: Victoire Twivisol, Marie Trintignant

„Die fünfjährige Ponette stellt die Abwesenheit in Abrede – den Tod der Mutter. Die Beharrlichkeit, mit der sich die Kleine weigert, die unwiderrufliche Leere zu akzeptieren, hat geradezu existentielle Größe. Ponette kämpft: Gegen die albernen Jesusgeschichten der Tante, gegen das Unverständnis des Vaters und gegen die eigene Trauer. Dabei stellt sich die Kindlichkeit der Fünfjährigen vor das Pathos der sogenannten letzten Dinge, während der Ernst der Dialoge den Film vor pittoreskem Kinderkitsch bewahrt. Man kann sich Doillons Heldin einfach nicht entziehen, ihrem nachdenklichem Trotz, ihrem skeptischem Blick, ihrer Entschloßenheit, es allen zu zeigen, inklusive Jesus, „diesem Blödmann“. (tip) Cinema

Der Prinz von Ägypten USA 1998, R: Brenda Chapman, Simon Wells

„Der kleine Moses landet im (computeranimierten) Weidekörbchen bei der Frau des Pharao, die ihn zusammen mit ihrem eigenen Sohn Ramses aufzieht. Entsetzt über die Massaker an den Hebräern, verläßt der erwachsene Moses Ägypten. Ramses wird Pharao, Moses kehrt zurück und fordert: „Let my people go!“ Der Film ist eindeutig nicht für Kinder gedacht; das soll auch so sein, heißt es bei dem Produktionsstudio. Doch wer seriöse Religionsauseinandersetzung sucht, geht kaum in einen Trickfilm, so ernsthaft der auch gemeint ist. Eindrucksvoll ist „The Prince of Egypt“, wenn er ausspielt, was Trickfilm ausmacht: Dinge erschaffen, die Realfilmern (außer James Cameron) nicht möglich sind: der Bau der Pyramiden, der Auszug der Hebräer, die Teilung des Roten Meeres. Doppelt schade, daß die Geschichte hart am Soap-Niveau entlangschrammt.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter, UFA-Palast, Wall-Kinos (Ol), Muwi (Ol), Passage (Del)

Psycho USA 1998, R: Gus Van Sant, D: Vince Vaughn, Anne Heche, Julianne Moore

„Gus Van Sants vieldiskutierte Intention, nicht nur ein Remake von „Psycho“ zu machen, sondern den Film peinlich genau in jedem Detail zu kopieren, war ein gewagtes Gambit, das ein Flair von Pop-Art-Intellekt und Experiment in eine Produktion brachte, die sonst nur überflüssig und kommerziell gewirkt hätte. Und in gewisser Weise wird dieses Wagnis dem Film einen verdienten Platz in den Filmgeschichtsbüchern sichern: Es ist nicht nur die erste derartige Verdopplung außerhalb der experimentellen Filmkunst, es belegt auch die faszinierende Bemühung eines wichtigen Regisseurs, in die stilistische Haut eines anderen zu kriechen – was, wenn man mal darüber nachdenkt, ja Sir Alf auf eine unheimliche Weise angemessen ist. Der Grund, warum dieses Konzept nicht aufgeht, liegt darin, daß das Original auf erzählerischen Überraschungen basiert, die unmöglich heute noch überraschen können; auf Genre-Konventionen, die schon vor Jahrzehnten aus der Mode kamen, und auf Material, das 1960 als gewagt galt, aber seitdem längst seine Macht verloren hat, auch nur eine Augenbraue zu runzeln. Merkwürdigerweise wirkt Hitchcocks „Psycho“ auch heute noch frisch,und seiner Zeit voraus, während Van Sants aktuelles Tribut die gleiche Geschichte wunderlich und altmodisch wirken läßt, als das Produkt einer vergangenen Ära.“ (Variety) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Ziegelhofkino (Ol)

R

Ronin USA 1998, R: John Frankenheimer, D: Robert De Niro, Jean Reno, Natascha McElhone, Katharina Witt

„Unter dem Befehl einer geheimnistuerischen Terroristentusse soll ein international zusammengewürfelter Gangsterhaufen einen silbernen Koffer rauben. Worum es geht und was denn eigentlich im Köfferchen ist, weiß keiner, und man will es auch gar nicht wissen. Veteran John Frankenheimer inszeniert so, als habe er vor vielen, vielen Jahren ein paar Filme des Genres gesehen, aber leider völlig vergessen, wie sie funktionieren. Die Männerfreundschaft zwischen De Niro und Jean Reno bleibt genauso vage wie das Agenten-Spektakel drumherum.“ (tip) Filmstudio

Die rote Violine Kanada/Italien 1998, R: François Girard, D: Carlo Cecchi, Irene Grazioli, Samuel L. Jackson

„Eine kleine Violine auf der Reise durch die Länder und Jahrhunderte, ein perfektes Instrument, das herzzerreißende Töne von sich gibt und jeden seiner Besitzer das Leben kostet: Das klingt nach sattem Kitsch. Tatsächlich ist Francois Girards Film sentimental, aber eben auch sehr phantasievoll und unberechenbar, legendenhaft pathetisch, ein bißchen esoterisch und schließlich – raffiniert strukturiert. Er funktioniert. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil sein Thema, nur matt verschleiert durch eine Liebesgeschichte zwischen dem Geigenbauer und seiner Frau, ungewöhnlich ist. Die fünf geschickt verklammerten Episoden enthalten fünf Märchen über die fast besessene, unbedingte Hingabe an die Musik oder wenigsten an ein Musikinstrument. Der Film wird zur Zeitreise, Lebensreise, Weltreise.“ (epd-film) Atlantis

S

Schindlers Liste USA 1993, R: Steven Spielberg, D: Liam Neeson, Ben Kingsley

„Schindlers Liste, schrieb der Kritiker des New Yorker, sei „bei weitem der beste dramatische Film, der je über den Holocaust gemacht wurde.“ Der Film erreicht für sein Sujet das, was innerhalb der formalen Logik des amerikanischen Erzählkinos überhaupt möglich ist. Und es spricht für Spielberg, daß er die Zweifel an den überkommenen Mustern in den Film selbst hinein trägt. (epd-film) CinemnaxX

Sie liebt ihn – Sie liebt ihn nicht USA/Großbritannien 1998, R: Petrer Howitt, D: Gwyneth Paltrow, John Hannah

„Was wäre, wenn die Londoner PR-Agentin Helen ihre U-Bahn noch kriegen würde statt sie zu verpassen? Nach zehn Minuten läuft der Film ein paar Herzschläge zurück, und diesmal schafft es Helen, die sich schließende Tür des Wagens offenzuhalten. Von nun an vermischen sich die beiden Geschichten: Im Strang eins nimmt Helen ein Taxi, wird überfallen, kommt deshalb später nach Hause und findet dort ihren Freund Gerry etwas zerzaust. Im zweiten Strang kriegt Helen die Bahn, begegnet dem Schicksal in Form des netten Charmeurs James, kommt heim, findet Garry im Bett mit seiner alten Flamme Lydia und zieht aus der Wohnung aus. Verwirrt? Nicht für lange, denn wenn die beiden Stränge sich überkreuzen, kommt ein dramaturgischer Trick zum Einsatz, der alles einfacher macht. Howitt beweist beim Verweben der beiden Geschichten viel Talent als Regisseur, aber in ersten Linie ist dies ein Schauspielerfilm.“ (The Observer) Filmstudio

Smoke Signals USA 1998, R: Chris Eyre, D: Evan Adams, Irene Bedard

„Victor und Thomas machen sich auf den Weg vom nördlichen Washington ins südliche Arizona. Dort wollen sie die Asche von Victors verstorbenem Vater holen und ins heimatliche Reservat überführen. Der erst 26jährige Arapaho-Cheyenne-Indianer Chris Eyre erzählt in seinem Roadmovie den bekannten Vater-Sohn-Konflikt auf indianische Weise. Weit entfernt davon, die Lage der Indianer mitleidig zu beweinen, zeigt „Smoke Signals“ das breite Spektrum heutigen indianischen Lebens: die Bedeutung von Heimat und Tradition, aber auch Armut und Zerfall von Familie und Stamm.“ (tip) Cinema

Staatsfeind Nr. 1 USA 1998, R: Tony Scott, D: Will Smith, Gene Hackman

„Spannender Überwachungs-Paranoia-Thriller. Was du auch machst, sie sehen dich. Die Umkehrung der „Truman Show“. Da beobachten alle einen. Hier beobachten einige wenige alle. Egal, wohin du gehst, sie sind dabei. Per Satellit. Tony Scott montiert effektvoll verschiedene Aufnahmematerialien zusammen – Filmszenen, Überwachungsvideobänder, Fotos, Satellitenbilder – und stellt die Handlung abwechselnd aus der Sicht des Gejagten und der Jäger dar. Der Gejagte (Will Smith) ist ein sympathischer, selbstbewußter Yuppie, und seine Verfolger (Gene Hackman, Jon Voight) sind keine bösartigen Verbrechertypen, sondern intelligente Technokraten ohne große Skrupel, denen ihr Job sichtlich Spaß macht.“ (tip) CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Solitaire (Westerstede)

Star Trek – Der Aufstand USA 1998, R: Jonathan Frakes, D: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner

„Die nächste „Enterprise“-Generation deckt auf dem Planeten der ewigen Jugend eine Verschwörung von bösen Aliens und fehlgeleiteten Sternenflottenoffizieren auf und kann in der Entscheidungsschlacht die gute alte Föderationsordnung wiederherstellen. Regisseur Jonathan Frakes alias Commander Riker erweist sich als ambitionsloser Routinier, der viel Budenzauber entfaltet, ohne die Längen der Story überspielen zu können. Fürs allgemeine Publikum zu unspektakulär und für die Fangemeinde zu uninspiriert, bestätigt das Spektakel das alte Trekker-Vorurteil, daß auf „Enterprise“-Filmen mit ungerader Ziffer der Fluch des Scheiterns lastet.“ (tip) CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kinocenter, City (Originalfassung), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen), Solitaire-Kino (WST), Wall-Kino (Ol), Lichtspielhaus (Del)

Studio 54 USA 1998, R: Mark Christopher, D: Ryan Philippe, Salma Hayek

„Sex, Drugs & Disco – nicht nur Samstag nachts ging es einst im New Yorker Studio 54 zur Sache. In den Siebziger Jahren tobte im legendärsten aller Tanzschuppen der Bär – und die Prominenz jener Tage. Schillernde Szene-Typen wie Truman Capote, Bianca Jagger und Andy Warhol, ja sogar Grace Kelly gaben sich die Klinke in die Hand – bis die Steuerfahndung dem dekadenten Disco-Tempel auf die Pelle rückte. Ein Stoff, wie für die Leinwand gemacht. Und einer, den sich Newcomer Mark Christopher für sein Regiedebüt ausgesucht hat. Aus der Perspektive eines naiven Jünglings rollt er die wilden Auswüchse jener Tage auf. In den Beziehungen der Figuren kommt jedoch trotz der toll auftrumpfenden Besetzung kaum etwas ins Rollen – was wahrscheinlich daran liegt, daß die Produzenten an diesem nostalgischen Trip zurück herumpfuschten. Die ursprüngliche Bisexualität des Helden, sein Wille, Sex als Mittel zum Zweck zu nutzen – all das bleibt in der jetzigen Version allenfalls dezent angedeutet.“ (Bremer) Europa

Die Stunde des Lichts Deutschland 1998, R: Stijn Coninx, D: Joachim Król, Francesca Vanthielen

„Eigentlich steht Joachim Król, diesem Meister der Schüchternheit, die Rolle eines verschrobenen norwegischen Trappers gut zu Gesicht. Leider hat Regisseur Stijn Coninx ihn zum Markenzeichen seiner selbst degradiert. Król spielt einen kauzigen Einsiedler, der von einer munteren, geschwätzigen Großstadtgöre heimgesucht wird und sich prompt verliebt. Ein Eisbär sorgt für zusätzliche Action, und der Soundtrack verkitscht das Naturschauspiel des Polarwinters zur Disney-Kulisse.“ (tip) Schauburg

T

There's Something About Mary USA 1998, R: Peter & Bob Farrelly, D: Cameron Diaz, Ben Stiller, Matt Dillon / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Verrückt nach Mary“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast

Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Ed Harris

Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, Sie wären in einem schlechten Film oder – noch schlimmer – in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem strahlend blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: Ein riesiger künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie. Alle Bewohner von Seahaven, all seine Freunde, Arbeitskollegen, seine Ehefrau sind Schauspieler. Nur er glaubt, ein authentisches Leben zu führen, und ahnt lange nichts von den 5.000 versteckten Minikameras, die ihn in jedem Winkel seiner kleinen Welt beobachten. Der Film erzählt davon, wie er langsam erkennt, daß er der einzige Untertan eines totalitären Systems ist, daß ein „1984“ nur für ihn geschaffen wurde. Die Besetzung der Hauptrolle durch den Zappelphilipp Hollywoods zeigt, welch ein gewiefter Regisseur Peter Weir ist. Alle Mankos von Jim Carrey – sein manisches Wesen, sein zu breites Lächeln, seine plakative Körpersprache – machen ihn zur Idealbesetzung von Truman, denn dieser wurde ja von einem Fernsehstudio sozialisiert. „Die Truman Show“ ist eine scharfsinnige und sehr komische Satire auf die Entwicklung der Medien, die Obsession eines Millionenpublikums mit Fernsehserien und ihre Gier nach immer mehr „reality“. (hip) CinemaxX, Wall-Kino (Ol)

V

Verrückt nach Mary USA 1998, R: Peter & Bob Farrelly, D: Cameron Diaz, Ben Stiller, Matt Dillon

„Geschmacklosigkeiten unter der Gürtellinie – und doch ist irgendwas dran an dieser Komödie: In Reißverschlüsse eingeklemmte Geschlechtsteile, Sperma als Haargel, in Ganzkörpergips verpackte Schoßhunde – ziemlich krank, oft daneben und zum Schreien komisch. Und wer wäre nicht verrückt nach „Mary“ alias Cameron Diaz.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast

Z

Zauberhafte Schwestern USA 1998, R: Griffin Dunne, D: Sandra Bullock, Nicole Kidman, Dianne Wiest

„Es fängt schon krude an: Mit magischer Kraft bringt eine junge Frau, die als Hexe verurteilt ist, den Strick ihres Galgens zum Reißen. Fortan muß sie auf einer einsamen Insel leben und – damit die Geschichte nicht schon nach dem Vorspann zu Ende ist – ein Baby austragen. Die Gebeutelte erlegt sich selbst einen Fluch auf, mit dem ihre Nachfahren noch mehrere hundert Jahre später zu kämpfen haben: nie wieder Männer! Die heutigen Hexen sind zwei krakeelende Girlies (Sanda Bullock und Nicole Kidman), denen es gar nicht in den Kram paßt, daß jeder Mann, in den sie sich verlieben, eines frühen Todes sterben muß. Das alles ist recht schwachsinnig konstruiert und wahrscheinlich in der Absicht entstanden, Esoterik und Sex und Kitsch und Grusel publikumswirksam zu vermischen. Doch Hollywoods Hexeneinmaleins funktioniert hier nicht: Dieser Film ist fauler Zauber.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter