Das Fest

Dänemark 98, Regie: Thomas Vinterberg; mit Ulrich Thomsen, Henning Moritzen, Thomas Bo Larsen u.a.; 105 Min.

Ach ja, die lieben Angehörigen. Robert Altman behandelte das Thema „Familientreffen“ in „Eine Hochzeit“ noch mit ironisch-bissiger Angriffslust, und auch Jodie Foster wollte sich in „Familienfest und andere Schwierigkeiten“ den amüsanten komödiantischen Unterton nicht verkneifen. Der Däne Thomas Vinterberg zieht nun andere Saiten auf. Bei seinem „Fest“, das in diesem Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet worden ist, gibt's nichts mehr zu lachen.

Der 60. Geburtstag des Hoteliers Helge, der Familie und Freunde in einen idyllisch gelegenen Landgasthof eingeladen hat, entwickelt sich zum Tag der Abrechnung. Zwischen Suppe und Hauptgang holt Helges ältester Sohn Christian zum ersten Schlag aus: Er bezichtigt den Vater, ihn und seine Schwester, die sich unlängst das Leben genommen hat, als Kinder sexuell mißbraucht zu haben. Während die Gäste, hin- und hergerissen zwischen Voyeurismus und Verlegenheit, an den Feierritualen festhalten, versucht Mutter Elsa zu vermitteln. Bis Christian ihr den Vorwurf macht, vom Mißbrauch gewußt zu haben und sogar Augenzeugin einer der Übergriffe gewesen zu sein. Schützenhilfe erhält der „Nestbeschmutzer“ durch den Chefkoch Kim, seinem Vertrauten aus Kindertagen, und durch das Zimmermädchen Pia, die in Christian verliebt ist: Die beiden lassen sämtliche Autoschlüssel der Festtagsgesellschaft verschwinden, so daß es für sie kein Entrinnen mehr aus dem Familieninferno gibt...

Thomas Vinterbergs Regiedebüt ist knallhart. Er konzentriert sich in seinem explosiven Drama ganz auf die Figurenzeichnung und die realistische Milieuschilderung. Das funktioniert, seine familiären Enthüllungen gehen unter die Haut. Für alle, die während der letzten Weihnachtsfeiertage mal wieder eine Überdosis Familie abbekommen haben, dürfte dieser Film genau der richtige sein.

Delphi, Filmbühne am Steinplatz (OmU), FT am Friedrichshain, Hackesche Höfe, Scala, Yorck