Verstopfte Kanäle am Millerntor

■ Der Informationsfluß beim FC St. Pauli ist mangelhaft, finden selbst die Verantwortlichen

Über eines sind sich die Verantwortlichen beim FC St. Pauli einig: So wie bisher darf es nicht weitergehen. Die mangelhafte Informationspolitik am Millerntor führt immer wieder zu Mißstimmungen innerhalb der Führungsriege und – was schlimmer ist – dazu, daß der Verein nach außen hin unglaubwürdig wird. Dachte man vor Weihnachten noch, die Verbindung zwischen Präsidium, Manager, Marketing und Pressesprecher würde besser, sorgten die Umstände bei der Verpflichtung eines neuen Trainers wieder für die alte Verwirrung.

„Problematisch ist, daß die eigenen Leute nicht mit Informationen versorgt werden, während andere bereits die Neuigkeiten kennen“, kritisierte Götz Weisener, Chef der FC St. Pauli Marketing GmbH. Gemeint war, daß die lokale Boulevardpresse schon wußte, daß Dietmar Demuth die Trainingsarbeit übernehmen würde, bevor die News im Verein die Runde gemacht hatten. Dazu beigetragen hat auch der gute Kontakt Demuths zu den entsprechenden Journalisten.

„Die Position des Medienkoordinators muß gestärkt werden“, befindet Weisener denn auch, „er muß in der Lage sein, die nötigen Informationen einzufordern.“ Manager Stefan Beutel schlägt in die gleiche Kerbe: „Bei uns besteht enormer Koordinierungsbedarf.“

Weisener selbst verwies auf Nachfrage auf die besondere Situation, die bei den Gesprächen geherrscht habe: „Am Anfang durfte nichts davon an die Öffentlichkeit dringen.“ Er habe sich aber schon beim ersten Gespräch mit Reimann am 17. Dezember grundsätzlich darauf geeinigt, daß dieser wieder eine leitende Position beim FC St. Pauli einnehmen solle. Allein der gesundheitliche Zustand seiner Frau habe ein sofortiges Engagement als Cheftrainer nicht möglich gemacht. Aber: „Der Vertrag für Herrn Reimann liegt schriftlich vor. Wir stimmen in allen Punkten überein.“

Allerdings sind es genau solche Alleingänge – ob gewollt oder ungewollt –, die das Image des Gutsherren, das Weisener eigentlich loswerden will, immer wieder verfestigen. „Er hat uns versprochen, uns über alle wichtigen Vorgänge im Verein zu informieren“, beklagt sich auch der stellvertretende Aufsichtsrat Holger Scharf, „telefoniert hat er aber noch mit keinem von uns.“ An Helfern mangelt es Heinz Weisener im Verein nicht. Er muß nur bereit sein, sich helfen zu lassen. Eberhard Spohd