Siegerentwurf zum 17. Juni 1953 ist vom Tisch

■ Senat entscheidet Ende Januar über das Denkmal. Bausenator gegen Leuchtbandspruch

Nach jahrelangen Bemühungen um ein Denkmal für den Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 soll noch diesen Monat eine Entscheidung fallen. Am 19. Januar wird Bausenator Jürgen Klemann (CDU) dem Senat eine Vorlage unterbreiten. Danach ist der umstrittene Siegerentwurf von Katharina Karrenberg, die auf dem Leipziger Platz mit dem Leuchtbandspruch „wer bin ich, dass ich sagen könnte: eine heroische tat“ an die brutale Niederschlagung des Arbeiteraufstandes in Ost-Berlin erinnern will, vom Tisch. Weil der Leipziger Platz noch die nächsten Jahre eine Baustelle sein wird und die Künstlerin an dem Ort festhält, favorisiert Klemann den zweit- und viertplazierten Entwurf.

Der zweitplazierte Entwurf von Wolfgang Rüppel sieht vor, am Detlev-Rohwedder-Haus, dem früheren Haus der Ministerien, eine Fotografie der Aufständischen in den Boden einzulassen – als Antwort auf ein Propagandabild des DDR-Künstlers Max Lingner. Nach dem viertplazierten Entwurf von Jörg Herold soll ein riesiger Metalltisch vor dem Rohwedder-Haus an die Niederlage des DDR-Ministers für Schwerindustrie, Fritz Selbmann, erinnern.

Die Opferverbände favorisieren diesen Entwurf und den Platz vor dem Rohwedder-Haus. „Genau dort fand die Konfrontation statt“, so der 79jährige Werner Herbig, Vorsitzender des Arbeitskreises 17. Juni. Selbmann war am 17. Juni 1953 auf einen Tisch gestiegen, um die Demonstranten zur Aufgabe zu bewegen. Bei einem für heute geplanten Gespräch mit dem Bausenator will sich Herbig für diesen Entwurf einsetzen.

Kritik gab es in der Vergangenheit auch an dem Spruchband des Siegerentwurfs. Die Bauverwaltung besteht auf einer Änderung des Leitsatzes in: „eine heroische tat – und wer bin ich“. Nach Angaben der Sprecherin des Bausenators, Petra Reetz, will Klemann, bevor er die Vorlage in den Senat einbringt, mit der Künstlerin sprechen. Eine endgültige Entscheidung über das Denkmal, das noch zum Jahrestag in diesem Jahr eingeweiht werden soll, fällt wahrscheinlich am 26. Januar. Barbara Bollwahn de Paez Casanova