■ Mit der Standortwahl auf du und du
: Stattliche Staatshilfe

Hamburg (taz) – Mit einer multimedialen Glamourshow feierte Mercedes 1997 die Eröffnung einer neuen Fabrik in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama. Gerade mal 850 Menschen werden hier arbeiten. Zur Schau stellte Daimler-Benz gleichzeitig seinen neuen Geländewagen („M-Klasse“) vor, der aussieht wie ein normaler Mercedes auf Stelzen. Der Bericht in den ARD-„Tagesthemen“ wertete die neuen Werkshallen als Generalbeispiel für die „Globalisierung“. Frau Arbeiterin und Herr Manager durften die billigen Löhne loben, den minimalen Urlaub und das weitgehende Fehlen von sozialen Lohnnebenleistungen. In Deutschland seien halt die Lohnkosten zu hoch, und so hätte Daimler-Benz 1997 notgedrungen in den USA investieren müssen – „Sie wissen schon, die internationale Konkurrenz“, sagt ein Manager in die Fernsehkameras.

Für die tatsächliche Standortentscheidung spielen jedoch verschiedene Gründe eine Rolle. Vorrangig geht es um die Nähe zu den regionalen oder nationalen Märkten. So begründete ein Konzernsprecher die Tuscaloosa-Ansiedlung hauptsächlich damit, daß die USA den mit Abstand größten Markt für derartige Geländewagen biete. Daneben wolle der Konzern seine Abhängigkeit von den Schwankungen des Dollarkurses mindern. „Hinzu“ kämen Kostenvorteile, etwa durch den geringeren Stundenlohn von 13,25 Dollar (etwa 22 Mark). Dieser wäre allerdings etwa in Brasilien – wo Daimler auch tätig ist – noch deutlich niedriger.

Nebenbei wurde von Daimler auf gewisse Zusatzanreize durch den Bundesstaat Alabama hingewiesen: So soll das neue Werk 300 Millionen Dollar gekostet haben. Abzuziehen sind die „Anreize“ durch den kleinen Südstaat mit seinen vier Millionen Einwohnern: Die Subventionen sollen sich auf 250 Millionen Dollar summieren.

Für Tuscaloosa sprechen auch die Transportkosten: So würde Daimler die Fracht aus Deutschland etwa 1.000 Dollar pro Wagen kosten, errechnet der Logistikkonzern Schenker. Hermannus Pfeiffer